MuWa – Die Thüringen Files

Um aktuelle Ereignisse besser verstehen zu können, lohnt sich bisweilen ein Blick zurück. Beispiel Thüringen und die Thüringer. Sie betraten um das Jahr 400 die historische Bühne (hier mehr darüber) und zählen neben Franken, Alamannen und Sachsen zu den ältesten germanischen Stämmen, aus denen sich später ein deutsches Reich bilden sollte.

Viele machten sich damals, durch Hunger, Flucht vor Feinden oder in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen, auf dem Weg in das immer noch von Rom dominierte Westeuropa. Darunter die Thüringer, die sich in der Mitte des heutigen Deutschlands niederließen. Ihr Siedlungsraum reichte von der Werra bis zur unteren Mulde, von der Altmark bis zum Thüringer Wald und Erzgebirge. Später sogar bis zum Main, der Elbe und zur Donau – und vielleicht sogar bis zum zum Niederrhein.

Thüringen war also Mitte des 5. Jahrhunderts ein mächtiges Königreich, strategisch mit dem Ostgotenreich Theoderichs des Großen verbündet, der als Sagengestalt „Dietrich von Bern“ in die Geschichte einging. Dieser Bund wurde durch Heirat noch einmal unterstrichen, doch schon kurz nach dem Tode Theoderichs 526 brach das Bündnis zusammen – mit fatalen Folgen für Thüringen.

Denn kurz darauf, 531, besiegten die Franken in der Schlacht an der Unstrut die Thüringer, so wie sie 496 bereits die Alamannen besiegt hatten. König Herminafrid fiel einem fränkischen Mordanschlag zum Opfer, Gregor von Tours schreibt über die Schlacht an der Unstrut:

„Theuderich aber nahm seinen Bruder Chlothachar (Chlothar I.) und seinen Sohn Theudebert zu Hilfe mit sich und rückte ins Feld. Als die Franken nun herangezogen, stellten die Thüringer ihnen eine Falle. Auf dem Feld nämlich, wo gekämpft werden sollte, gruben sie Löcher, deren Öffnungen wurden mit dichtem Rasen bedeckt, so dass es eine ebene Fläche zu sein schien. In diese Löcher nun stürzten viele der fränkischen Reiter, als es zum Schlagen kam, und wurden schwer behindert. Nachdem man aber die List bemerkt hatte, fing man an, achtsam zu sein. Als aber die Thüringer sahen, dass sie großen Verlust erlitten, wandten sie, da auch ihr König Herminafrid schon die Flucht ergriffen hatte, den Rücken und kamen bis zur Unstrut. Dort wurden so viele Thüringer niedergemacht, daß das Bett des Flusses von der Masse der Leichname zugedämmt wurde und die Franken über sie, wie über eine Brücke, an das jenseitige Ufer zogen. Nach diesem Sieg nahmen diese sofort das Land in Besitz und brachten es unter ihre Botmäßigkeit.“

Es war einmal – das damals noch übersichtliche Europa

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Wissenschaft und Medien stellen ihn als dümmlichen Wüterich dar. Dabei war Odoaker ein genialer Heerführer und Politiker. Und entgegen der offiziellen Geschichte scheint er der zweite Thüringer König gewesen sein.

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Das Iringlied dreht sich um Iring, den treuen Gefolgsmann des Königs von Thüringen. Er wird in den Konflikt zwischen den Franken und Thüringen hineingezogen und begeht schließlich ein ungeheuerliches Verbrechen…

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Der MDR über Grabungen an der Autobahn 71, als 2010 Archäologen einen sensationellen Fund machten: Sie legten gut erhaltene Gräber der königlichen Elite aus dem sagenumwobenen Thüringer Königreich frei.

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Der MDR über die Ausgrabungen eines Gräberfeldes aus dem 5./6. Jahrhundert

Die Geschichte Thüringens umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des deutschen Bundeslandes Freistaat Thüringen und historischer thüringischer Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie begann im Wesentlichen mit dem Reich der Thüringer, das im Jahr 531 unterworfen und ins Frankenreich eingegliedert wurde. Zur Zeit der Landgrafschaft Thüringen[1] gab es dann im Mittelalter entgegen bisherigen Ansichten lediglich eine vom König eingesetzte Ordnungsmacht, die sich aber nicht durchsetzen konnte. Die Landschaft blieb in zahlreiche Herrschaften zerteilt. Da im Laufe des 10. Jahrhunderts die Erzbischöfe von Mainz bereits die weltliche Herrschaft über die schon damals größte Stadt Erfurt erlangt hatten, war aber die Herrschaft der Landgrafen über das gesamte Territorium eingeschränkt. Dazu kamen andere mächtige Grafengeschlechter wie die Herren von Schwarzburg-Kevernburg, die Grafen von Orlamünde, die Vögte von Weida und die Herren von Lobdeburg sowie viele geistliche Herrschaften.

Nach dem Tod von Heinrich Raspe IV. erlosch die Thüringer Landgrafschaft, und der östliche Teil des Gebietes fiel in Folge des Thüringer Erbfolgekrieges an die Wettiner. Neben den Wettinern, die sich in den folgenden Jahrhunderten zuletzt in vier Kleinstaaten – Sachsen-Weimar-Eisenach, -Coburg-Gotha, -Altenburg und -Meiningen – aufteilten, kamen Schwarzburg-Rudolstadt und -Sondershausen sowie die Fürstentümer des Hauses Reuß hinzu.

Durch Geheimvertrag zwischen Napoleon und Preußen fiel 1802 das Erfurter Gebiet von Mainz an Preußen. Im Wiener Kongress 1815 wurde diese Regelung endgültig und betraf gleichzeitig das Eichsfeld, Mühlhausen (Stadt- und Landkreis), Nordhausen, Heiligenstadt mit der Grafschaft Hohenstein, Schleusingen inkl. Suhl, Weißensee, Worbis und Ziegenrück.

Thüringen – 1920 aus acht Kleinstaaten neu zusammengesetzt
Damit wurde Preußen zur stärksten Macht im Thüringer Raum. Ein thüringischer Staat entstand erst 1920 wieder aus acht Kleinstaaten. Zu ihm gehörten bis 1945 noch nicht die bis dahin preußischen Landesteile.

1952 aufgelöst und 1990 neu geschaffen
Das im Ergebnis des Zweiten Weltkriegs entstandene Land Thüringen wurde 1952 auf Regierungsbeschluss der DDR de facto aufgelöst und in drei Bezirke – Erfurt, Gera und Suhl – aufgegliedert, wobei auch einige Gebiete an die angrenzenden Bezirke Halle und Leipzig gingen.

1990 wurde das Land Thüringen neu geschaffen. Seitdem ist es eines der 16 Länder in Deutschland und trägt neben Bayern und Sachsen die Bezeichnung Freistaat, dem jedoch keine politische Bedeutung zukommt (Wikipedia).

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Das ganz alte Thüringen: Hügelgräber und andere Spuren aus der Bronzezeit.

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Auch das noch: Gotha-Thüringen als Wiege des europäischen Adels.

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La Mutta in Thüringen? Urzeitliche Höhensiedlungen im Archäologischen Vergleich.