MuWa – der Küfer

Der Küfer macht das Fass

Einen Küfer gab es früher in jedem Dorf. Auch in Wagenschwend, hier hatten wir mit Adam Damm (hier ein wunderbares Portrait von ihm und seinen Nachfahren) sogar einen höchst prominenten. Ein schöner Prozess, wie unter seinen Händen aus ein paar Holzscheiten ein Fass entsteht. Heute erinnert nur noch die Redensart “außer Rand und Band” an diesen befriedigenden und überaus nützlichen Handwerksberuf.

Der KüferBöttcher oder Büttner (auch FassbinderBinderBender und Schäffler genannt) ist ein Handwerker, der Behälter und Gefäße, meist aus Holz, herstellt. Diese Technik war bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. in Gallien bekannt. In der römischen Kaiserzeit verschickte man nordgallischen und pannonischen Wein überwiegend in Holzfässern. Daubengefäße waren in den Nordprovinzen für die Vorratshaltung gebräuchlich. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der handwerklich ausgeübte Beruf einen starken Rückgang.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Holzfässer für Bier und Wein durch Kunststoff- bzw. Aluminium- und Edelstahlbehälter verdrängt. Seit den 1990er-Jahren ist allerdings im qualitätsbewussten Weinbau eine Rückbesinnung auf die Verwendung von Holzfässern zu beobachten, der zu einem gewissen Wiederaufschwung im Küferhandwerk führte. Heute werden zum Teil moderne Maschinen eingesetzt, um die Arbeitszeit zu verkürzen und schnellere Abläufe zu gewährleisten (Quelle: Wikipedia). Sollten Interesse an dem Handwerk als Ausbildungsberuf haben: einfach hier entlang >>

Durch die industrielle Herstellung von Eimern und Wannen aus Blech sank die Nachfrage nach diesen Haushaltsgegenständen; gleichzeitig entstanden Fabriken, in denen Fässer arbeitsteilig und mit Maschineneinsatz hergestellt wurden. So starb eine einfache, nachhaltige und regionale Handwerkskunst aus. Oder?

Der Fassbinder

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In einem kleinen Dorf an der Südtiroler Weinstraße lebt und arbeitet Johann Kostner. Mit 85 Jahren steht er noch immer Tag für Tag in seiner Werkstatt, die er von seinem Großvater übernommen hat. Er ist einer der letzten Faßbinder, der noch immer in Handarbeit Holzfässer herstellt.

Fassbinderei Mikisch

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Mit Hilfe der historischen Werkzeuge aus der ehemaligen Fassbinderei Mikisch (Tirschenreuth) entsteht ein Fass aus eigener Herstellung. Durch Gespräche mit Handwerkern, Bücher und Ausprobieren eignen die Mitglieder des AK Historisches Handwerk sich die alten Techniken wieder an.

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Die Handwerkerscheune in Matzersreuth gehört als Außendepot zum MuseumsQuartier Tirschenreuth. Sie ist für die Öffentlichkeit zweimal im Monat geöffnet. Das ist jeden 1. Dienstag und jeden 1. Samstag, jeweils von 9 bis 12 Uhr. Führungen können unter 09631/44335 gebucht werden. Das große Engagement der Ehrenamtlichen wurde dafür auch mit dem Titel “Gutes Praxisbeispiel” als Immaterielles Kulturerbe Bayerns ausgezeichnet worden.

Der letzte seines Standes

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Der letzte seines Standes: Der letzte Küfer in Schorndorf Haubersbronn. Er weiss, daß jedes Holz anders schmeckt – und deswegen ordern ordentliche Winzer zunächst ein Probefass und geben dann in ein-zwei Jahren Bescheid, ob es zu ihrem Wein passt.

Zen oder die Kunst ein Fass aufzumachen

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30 Minuten Filmdokumentation, stehende Kamera, bemerkenswert meditativ – und zugleich eine überzeugende handwerkliche Darstellung eines Küfers (und Nebenerwerbslandwirtes) im letzten Jahrhundert bei der Herstellung eines Fasses. Jeder Handgriff sitzt, jeder Bearbeitungsschritt wird gezeigt, einfachste Werkzeuge im Einsatz, so wenig Technik wie möglich und soviel wie nötig, inclusiv einem Zirkel. Alles, was der Küfer braucht: Anspieltip!

Blick in unseren Museumskeller: Fässer regionaler Küfer

Neues Fass aus altem Holz ist des Küfers Stolz!
Eine hübsche, übersichtliche Bauanleitung für Ihr erstes Fass finden Sie auf der Webseite der Hans-von-der-Au-Trachtengruppe aus Erbach >>

Das Küferei-Museum in Eberbach

Im Pfarrhof der Eberbacher Altstadt befindet sich seit 1998 das Küferei-Museum der Familie Helm. Sie erwartet eine komplett eingerichtete Werkstatt, alle Arbeitsvorgänge bis zum fertigen Faß sind nachvollziehbar.

Jedes Werkzeug ist and der Stelle, wo es Friedrich Helm, der letzte Küfermeister von Eberbach, 1987 hinterlassen hat. Einzige Maschine in dem 1911 von seinem Vater gegründeten Betrieb ist eine inzwischen hundertjährige, noch betriebsfähige Bandsäge. Nehmen Sie ich Zeit und tauchen Sie ein in eine nicht wiederkehrende Handwerksgeschichte.

Ein Highlight ist der “Eberbacher Weinbrunnen” sowie eine ca. 60 Liter fassende Nachbildung des “Großen Fasses” vom Heidelberger Schloss und weitere Arbeiten von Friedrich Helm. Alle Infos nochmal auf dem Flyer zusammengefasst.

Küferei-Museum Eberbach
Werner und Friedel Helm
Pfarrhof 4, 69412 Eberbach
06271/2704
1. Mai bis 3. Oktoberwochenende
Freitag, Damstag und Sonntag und an Feiertagen 14-17 Uhr. Führungen nach Vereinbarung.

Anton Damm – der prominente Küfer aus Wagenschwend

Anton Damm (* 20. April 1874 in Wagenschwend; † 4. Oktober 1962 ebenda) war ein deutscher Politiker (Zentrum). Er gehörte von 1920 bis 1932 dem Deutschen Reichstag an und war außerdem von 1909 bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 Bürgermeister von Wagenschwend, wo er 1957 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Damm wurde als Sohn eines Küfers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Wagenschwend in den Jahren 1880 bis 1888 wurde Damm zum Küferund Landwirt im Betrieb seiner Eltern in Wagenschwend ausgebildet. Von 1890 bis 1894 arbeitete Damm als Küfer in Mannheim, Mainz, Köln, Potsdam, Zürich und Würzburg. Von 1894 bis 1896 gehörte er dem Infanterieregiment Nr. 109 in Würzburg an. 1897 übernahm Damm das Anwesen seiner Eltern. 1905 wurde er Gemeinderat in Wagenschwend. Von 1909 bis 1933 amtierte er als Bürgermeister von Wagenschwend. In den Jahren 1910 bis 1914 war Damm Bezirksrat, ab 1919 Kreisrat …

Damm war bereits ab 1931 vom nationalsozialistischen Heidelberger Beobachter diffamiert worden und wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus dem Amt des Wagenschwender Bürgermeisters gedrängt. Der gleichgeschaltete Gemeinderat lehnte sogar die Zahlung eines Ruhegehalts ab, das Damm dann erst in einem längeren Rechtsstreit erstreiten musste. Nach 1933 verdingte er sich unter anderem als Vertreter für Messwein, nach dem 20. Juli 1944 wurde mehrmals Haftbefehl gegen ihn erlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte er zu den Gründern der örtlichen CDU. 1957 wurde er aus Anlass seiner Diamantenen Hochzeit zum Ehrenbürger von Wagenschwend ernannt (Quelle: Wikipedia).