MuWA – 600 Jahre Handwerk Wagenschwend

600 Jahre Handwerk in Wagenschwend

Von Wolfgang Frankhauser, Offenbach im Winter 1997/98

A ) Die nichtvollerwerbs bäuerliche ländliche Bevölkerung
bis zum 18. Jhd..

Auf den fränkischen Herrenhöfen wurde der Dienst von verpflichteten Unfreien ( mancipa ) abgeleistet. Erst seit dem ausgehendem Mittelalter ist von Gesinde zu hören, das sich zunächst gegen Kost und Kleidung, später auch gegen einen Jahreslohn verdingte.

Bei der Lohnarbeit im 11. Jh. waren
– der leibeigene Knecht ( servi cotidiani ), 
– das Gesinde und 
– der Tagelöhner
zu unterscheiden. Bereits bei Berthold v. Regensburg ( 1210 – 1272 ) ist von Schnittern, Tagewerkern, Dirnen, Knechten und Hirten die Rede. In „Des Teufels Netz“, das ein Kleriker Anfang des 15. Jhd. am Bodensee niederschrieb, finden neben den Bauern noch Rebleute, Bannwarte, Eschheigen oder Waldhüter, Mistträger und Knechte ihre Beachtung.

Seit dem 16. Jh., und vermehrt nach dem Dreißigjährigen, Krieg, als es ein Mangel an Landar-beitern gab, wurden Gesinde-, Schäfer- und Hirtenordnungen erlassen, die die Rechte und Pflichten des Gesindewesens regelten. 

Der leibeigene Knecht war völlig entrechtet, somit unfrei und als Eigentum des Herren ange-sehen. Für seine Arbeit erhielt er außer der Verpflegung keine weitere Entlohnung.

Das Gesinde, bzw. die Dienstboten, waren all diejenigen Leute, welche im Haus oder auf dem Hof des Arbeitgebers wohnten und von diesem, außer voller Naturalverpflegung, einen meist auf länger festgelegte Zeit vereinbarten Lohn empfingen.

Der leibeigene Knecht sowie das Gesinde gehörten zum Hausverband des Dienstherren und wohnten mit ihm unter einem Dach. Beide waren der Rechtsgewalt des Herren unterworfen.

Ein Tagelöhner hingegen führte einen eigenen Hausstand und war dem Dienstherren rechtlich nicht unterworfen. Beide Parteien, Tagelöhner und Dienstherr, waren nur durch einen Lohnvertrag verbunden. Dieses rechtlich ungebundene Verhältnis war auch dann anzusehen, wenn der Lohnarbeiter persönlich unfrei war und einem anderen Herren unterstand. Entscheident war dann nur, ob der leibeigene Tagelöhner die Möglichkeit besaß, über eine gewisse Zeit frei verfügen zu können, in der er seine Arbeitskraft nach eigenem Ermessen einem anderen Dienstherren anbieten konnte.

Die Dienstboten und Tagelöhner des Mittelalters, die zumeist aus der untersten Dorfklasse der unfreien Kleinsiedler entstanden, waren zu jener Zeit jedoch nur auf den großen Herrenhöfen und Gütern freier Bauern anzutreffen.

Die untere Dorfklasse setzte sich aus den landarmen und landlosen Dorfbewohnern zusammen. Zu dieser Klasse wurden auch die Nachkommen der Bauern gerechnet, deren Eltern mit Gewalt von ihren Höfen vertrieben wurden, sowie solche Leute einer Dorfgemeinschaft, die durch Kriege und Fehden landlos geworden sind.

Nachdem die hörigen Bauern seit dem 12. Jh. ihre Abgaben nicht mehr in Naturalien abgeben mussten, sondern diese in Geldzahlungen entrichten konnten und diese Abgaben zu einem festen Betrag festgelegt waren, ermöglichte diese Umstellung den Bauern durch eine Produktionserhöhung bei gleichbleibenden Abgaben einen größeren Gewinn zu erwirtschaften.

Diese Abgabenumstellung leitete somit eine technische und organisatorische Neuordnung in den Landwirtschaftsbetrieben auch der hörigen Bauern ein, was gleichzeitig eine weitere soziale Differenzierung in der Dorfgemeinschaft bewirkte, da die Arbeiten im landwirtschaftlichem Bereich zur Produktionsverbesserung spezialisiert wurden und für diese Tätigkeitsbereiche Lohnarbeiter oder andere Arbeitskräfte aus dem Dorf eingesetzt wurden.

Die alten sozialen Klüfte brachen auf und legten neue unterschiedliche Ränge in der Dorfgemeinschaft fest.

Die oberste Klasse, die Bürger, waren Bauern, die sich mit ihren ganzen oder geteilten Huben voll und ganz von der Landwirtschaft ernähren konnten.

Die Seldner und Beisassen mussten wegen ihrer kleineren Landwirtschaft noch einen Nebenerwerb ( Handwerk, Heimarbeit, Tagelohn )  annehmen, um ein einigermaßen überlebensfähiges Einkommen zu erreichen, und bildeten die mittlere und untere Schicht in der Dorfgemeinschaft. Der Mindestgrundbesitz zum Unterhalt einer bäuerlichen Familie lag Anfang des 19. Jh. bei den kargen Winterhauchböden bei 30 Morgen ( ca. 10 ha. ).

Die Tolerierte, die die unterste Schicht ausmachten, waren nur auf das nichtlandwirtschaftliche Einkommen angewiesen, da sie meistens zu ihrem Haus nur einen kleinen Garten besaßen.

Wie auf den herrschaftlichen Herrenhöfen fanden sich nun auch auf den Bauerngütern reicher höriger Bauern unfreie Knechte, Gesinde und Lohnarbeiter, die die untergeordnete oder spezialisierte Arbeit ausführten.

Gerade in den Ernteperioden waren zusätzliche Arbeitskräfte in Form von Gesinde oder Tagelönern sehr vorteilhaft, da mit diesem Zusatzpersonal die Ernte schneller eingebracht werden konnte. Nach Beendigung der Ernte konnte anschließend mit dem eigenen Hofpersonal weitergearbeitet werden. Mit dieser Praxis war es dem Bauer möglich, sein eigenes Land intensiver zu bebauen und somit einen größeren Gewinn erwirtschaften. 

Besitzlose ehemalige Bauern ließen sich in der römischen Zeit oft in den Städten nieder. In dieser von der besitzlosen ländlichen Bevölkerung geprägten Stadt, entstand ein Handwerk, das vor allem die städtische, aber auch die ländliche Bevölkerung mit Erzeugnissen versorgte. Da aber der Bedarf im Laufe der Jahrhunderte immer neuere Formen annahm, erforderte dieser Beschäfti-gungszweig eine Differenzierung der Arbeiten, so dassß sich verschiedenartige Handwerksbereiche entwickelten. So konnte z. B. der gestiegene Brotbedarf in den Städten nur durch das spezialisierte Handwek des Bäckers gedeckt werden.

Im 9. Jh. wurden unter den Handwerkern folgende Bereiche unterschieden:
– der Nahrungshandwerker ( Müller, Bäcker, Fleischer ( 
– der Bekleidungshandwerker ( Spinner, Weber, Schneider, Waller
– der Holz- und Metallhandwerker ( Stellmacher, Schmied, Schwertfeger, Schildmacher
– der Bauhandwerker ( Zimmermann, Maurer, Steinmetz )

Seit dem 13 Jh. sind in mehreren Landschaftsgebieten schon Bäcker, Schmiede, Fleischhauer und Zimmerleute als Dorfhandwerker bezeugt. Das Spinnen, Weben und Schneidern war in den Dörfern bei der Selbstversorgung des bäuerlichen Haushaltes noch überall anzutreffende Bäuerinnenarbeit. 

Die wichtigste Funktion des Handwerks war die Versorgung der Bevölkerung mit Bedarfs- und Konsumgütern für das tägliche Leben
( Keramik-, Textil-, Holz-, Eisen- und Backwaren ).

Waren Sklaven im Handwerk eingesetzt, waren die Arbeitsschritte auf den jeweiligen Sklaven verteilt, so dass jeder Sklave einen speziellen Arbeitsvorgang erledigen musste. Der qualifizierte städtische Sklave im Handwerk durfte, im Gegensatz zum Sklaven in der Landwirtschaft, eigenen Boden erwerben und konnte damit rechnen, dass er nach einigen Jahren freigelassen und danach mit eingeschränkten Rechten in die Bürgerschaft aufgenommen wurde. Bis zu seiner Freilassung wohnte der Sklave unter dem Dach seines Herren oder in unmittelbarer Nähe mietfrei in einem anderen Haus seines Herren.

Waren im Handwerk Lohnarbeiter beschäftigt, stand der Lohnarbeiter nicht unter der Schirmherrschaft seines Arbeitgebers, so dass die meisten Lohnarbeiter in angemieteten Räumen wohnen mussten.

Der selbstständige Handwerker, der eine kleine Werkstatt besaß, wohnte meist in einem Zwischengeschoss über seiner Werkstatt. Aber trotz der eigenen Wohnung hatte der selbstständige Handwerker einen geringen Standard vorzuweisen.

Die Tagelöhner und Handwerker, die in der Stadt ihr Auskommen suchten, egal ob sie frei oder unfrei waren, konnten jedoch kein politisches Amt begleiten. Sie wurden in der Rechtsprechung benachteiligt und besaßen nur ein geringes gesellschaftliches Ansehen.

Marcus Tullius Cicero ( + 106 v. Chr. ), ein römischer Staatsmann, schrieb in seinen Schriften: „…Freien aber nicht würdig und schmutzig ist der Erwerb aller Tagelöhner, deren Arbeitsleistung, nicht deren Fähigkeit gekauft werden. Bei ihnen ist eben der Lohn der Preis für die Sklavenarbeit… Auch alle Handwerker betätigen sich in einer schmutzigen Kunst. Denn eine Werkstatt kann nichts Freies haben…“.

Seit dem 12./13. Jh. entstanden in den deutschen Städten die Zünfte. Diese genossenschaftlich spezifischen Zusammenschlüsse von Handwerkern erhöhten die soziale, wirtschaftliche und recht-liche Sicherheit der Mitglieder, so dass dieser Schutz den Zuzug der dörflichen Handwerker in die Städte begünstigte. Ein städtischer Handwerker war in dieser Zeit schon persönlich frei und von grundherrlichen Abgaben und Lasten befreit. Der dörfliche nicht zunftorientierte Handwerker des 12. /13. Jh. war noch meist persönlich unfrei, zins- und abgabepflichtig und den Angriffen und dem Preisdruck schutzlos ausgeliefert.

Über den Ursprung der Zünfte gibt es unterschiedliche Theorien. Einerseits könnte es eine Initiative der Grund- und Stadtherren zur Kontrolle der Waren gewesen sein, anderseits soll sie aus einem freiem Zusammenschluss der städtischen Handwerker, die ihre soziale und wirtschaftliche Lage mit diesem Organ absichern wollten, entstanden sein. 

Aufgabe der Zunft war es, den Zunftgenossen gegenseitige Hilfe bei Todes-, Krankheits- oder Unglücksfällen zu gewährleisten. Vor allem galt es, die außerzünftige Konkurrenz auszuschalten, um auf dem Markt bestehen zu können.

B ) Die nichtvollerwerbs bäuerliche ländliche Bevölkerung
ab dem 18. Jh.

Der leibeigene Knecht
Da das ursprüngliche Recht den leibeigenen Knecht rechtlos und somit zur Sache machte, ist diese Klasse der Dorfbewohner in den Niederschriften jener Zeit ( im ersten Jahrtausend ) sehr schwer auszumachen. Erst als sich im Laufe der Jahrhunderte dieses Recht immer mehr lockerte, konnte diese Klasse der Dorfbewohner immer besser gefasst werden und sie tauchen auch als Personen in den Akten auf. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft im 19. Jh. wurden die leibeigenen Knechte den übrigen Ortsbewohnern rechtlich gleichgestellt.

Die meisten Sklaven, die im ersten Jahrtausend auf einem landwirtschaftlichem Gut arbeiteten, waren Kriegsgefangene und stammten, soweit sie nicht Nachkommen von Leibeigenen waren, aus den Ländern der eroberten Provinzen. Zu diesen unfreien Knechten kamen noch ehemalige freie Personen hinzu, die durch Menschenraub und Verschleppung auf den Sklavenmärkten verkauft wurden.

Der leibeigene Knecht erledigte die notwendigen Arbeiten im Haus und auf dem Hof, wobei die Frondienste von den hörigen Bauern selbst abgeleistet werden mussten. 

Reichte die Arbeitskraft der unfreien Knechte nicht aus, ließ der Bauer die Arbeit entweder noch durch angestelltes Gesinde oder durch kurzfristig angeheuerte Tagelöhner erledigen.

Das Gesinde
Das Gesinde, das sich seit dem Mittelalter zum größten Teil aus unfreien Knechten entwickelte, war das Arbeitsreservoir des Großbauern. Es wurde aber gewöhnlich nur dann eingestellt, wenn auf dem Hof oder im Haus ausreichend Arbeit anfiel, die zwar einer gewissen aber nur einseitigen Erfahrung bedurfte. Zu diesen Verrichtungen gehörten vor allem die Fütterung, Versorgung und Pflege des Viehs, sowie Besorgungen im Haushalt.

Diese Dienstboten standen, wie der leibeigene Knecht auch, unter der Rechtsgewalt des Bauern. Somit war es dem Bauern erlaubt, sein Gesinde ebenfalls in dem Maße zu züchtigen, wie er es für richtig erachtete. Die badische Gemeindeordnung von 1831 hob mit der Gleichstellung aller Dorfbewohner die Strafgewalt des Dienstherren gegen das Gesinde auf. Die Dienstbotenordnung von 1868 regelte das Rechtsverhältnis des Gesindes neu.

Das Gesinde teilte mit seinem Herren Arbeit und Tisch, stand aber am unteren Ende der Familienhierarchie. Gewohnt wurde in einer kleinen Kammer unter dem Dach des Bauern oder in einem kleinen Kammerverschlag über dem Stall.

Da das Gesinde, im Gegensatz zum leibeigenen Knecht, nicht dem Herren als Eigentum gehörte, konnte es den Bauernhof verlassen. Gewechselt wurde bis ins 19. Jh. meistens an Maria Lichtmess ( 2. Februar ), vereinzelt auch an Martini ( 11. November ). Erst nach 1900 war der Wechselzeitpunkt für das Gesinde der Jahresbeginn (1. Januar).

Der maschinelle Einsatz, der nach dem Ersten Weltkrieg und vermehrt nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Einzug in den landwirtschaftlichen Betrieben hielt, machte das Gesindewesen auf den größeren Bauerngütern überflüssig.

Der Tagelöhner
Seit dem 12. Jh. entfaltete sich vor allem der Bereich der Lohnarbeit zu einem Betätigungsfeld , der auf den hörigen bäuerlichen Gütern bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt war. Zwar gab es schon in der Karolinger Zeit Tagelöhner, diese arbeiteten aber meist nur auf den herrschaftlichen Maier- oder Salhöfen und waren in der privatbäuerlichen Landwirtschaft nicht anzutreffen. Aber durch die praktizierte feudale Entmündigungspraxis blieb die Anzahl der Tagelöhner bis zum 12. Jh. sehr gering. 

Aus den Quellen jener Zeit ist zu entnehmen, dass sich der Kuh-, Schaf- und Schweinehirt zum wichtigsten Lohnarbeiter auf den Bauerngütern entwickelte.

Im 13. Jh. erstellte Rudolf v. Habsburg ein Lohnstatut für Lohnarbeiter, die bei Mäharbeiten in Bayern tätig waren, was deutlich den wichtigen Stellenwert eines Lohnschnitters signalisierte. Spätere Ordnungen zeigen aber, dass die Lohnordnung eher den Dienstherren vor zu hohen Lohnforderungen schützte. 

Das Leben des Lohnarbeiters oder Tagelöhners war mit großer sozialer Unsicherheit verbunden, da diese soziale Dorfschicht nie wusste, ob sie auch am nächsten Tag wieder ausreichend Arbeit bekam.

Die Arbeit des Lohnarbeiters und Tagelöhners war vielschichtig, da es meist nur Gelegenheitsarbeiten waren und dadurch keine spezifische fachliche Qualifikation erlangt werden konnte. Eine Verbesserung im Zuverdienst konnte nur mit einer Spezialisierung erreicht werden, wie es z. B. bei den Erntehelfern, den Getreideschnittern und Grasmähern, sowie den Hirten war. Dieses Arbeitsfeld, das Geschick und Erfahrung benötigte, wurde in früheren Quellen sogar als „handwerch“ bezeichnet, da es eine instrumentelle Qualifikation voraussetzte. 

In der vorindustriellen Zeit, in der noch sämtliche Arbeiten mühsam mit der Hand erledigt werden mussten, waren die größeren Bauerngüter auf die Saisonarbeiter angewiesen. Mit der Mechanisierung kam das Ende des Tagelöhnerwanderarbeiters ( Schnitter, Flegeldrescher ) in der Landwirtschaft, die ihre eigene Handgeräte (Sense, Sichel, Dreschflegel) zur Arbeit mitbrachten.

Ab 1870 lieferte die Mannheimer Fa. Lanz Handdreschmaschinen an Großbauern des Hinteren Odenwaldes,  
– ab 1890/1900 führten die bäuerlichen Betriebe den Göppelantrieb ein,
– ab 1910 waren motorbetriebene Dreschmaschinen im Einsatz,
– ab 1905/10 benutzten die Großbauern Grasmäher,
– ab 1960 übernahmen die Mähdrescher den Ährenschnitt und den Getreidedrusch.

Da die Bauerngüter in der Rhein- und Neckarregion den Getreidebinder und Grasmäher schon früher einsetzten, endete die Zeit der Lohnschnitter in dieser Gegend kurz vor oder nach dem Ersten Weltkrieg.

Der Handwerker
Das Handwerk war in älterer Zeit ( bis zum 17. Jh. ) fast nur in den Städten ( Mosbach, Eberbach, Buchen, etc. ) anzutreffen.

Erst Ende des 17. Jh. siedelten sich im Odenwald die Handwerker in den Ortschaften an, in denen der Handel durch abgehaltene Märkte gedieh (Strümpfelbrunn, Limbach, Mudau ). Doch bis zur Wende zum 18. Jh. war die Zahl der vertretenen Stände in diesen Marktflecken noch sehr gering, so dass hauptsächlich Gastwirte, Krämer, Schuhmacher und Schneider ansässig waren.

Bis zum Anfang des 18. Jh. kamen noch Maurer, Zimmerleute, Schmiede, Schreiner, Bäcker und Wagner hinzu, die sich dann auch in den umliegenden Dörfern niederließen (Wagenschwend: 1711 Zimmermann, 1720 Gastwirt, 1725 Schmied, 1751 Hafner, 1759 Leinweber, 1797 Bäcker, 1798 Maurer ).

Diese Professionisten, wie sie damals auch genannt wurden, hatten selten nur durch die Ausübung ihres Berufes ihren Lebensunterhalt bestritten. Da das Arbeitsfeld des Handwerkers auf dem Land noch wenig Beschäftigungsmöglichkeiten bot, waren viele dieser Berufszweige oft genötigt, in der Wanderarbeit oder im Taglohn ihr Einkommen aufzubessern. Vielfach mussten sie noch eine kleine Landwirtschaft nebenher betreiben. In der Kurpfalz waren schon im 16. Jh. Maurer, Ziegler und Zimmermänner als Wanderarbeiter bekannt.

In den Werkstätten, in denen Sklaven, also leibeigene Arbeiter tätig waren, haben z. T. strenge Arbeitsregeln geherrscht. Aus manchen Akten ist zu entnehmen, dass ein Handwerksmeister seinen Sklaven bei der Züchtigung misshandelte oder gar tötete. 

Die Ausbildung im qualifiziertem Handwerk begann im 10. bis 12. Lebensjahr. Lehrlinge und Gesellen wohnten und aßen in der Regel im Meisterhaus. Erst mit der Massenanfertigung im Handwerk, im späten 18. Jh., löste sich diese soziale Wohnform allmählich auf.

Zwischen dem dörflichem Handwerk und der ländlichen Hausindustrie konnte anfänglich schwer eine Grenze gezogen werden, da der Dorfhandwerker sehr oft auch in der Hausindustrie tätig war. Der Unterschied dieser Produktionsbereiche lag darin, dass das Handwerk auf selbstständiger Handfertigkeit und individueller Werkstoffbehandlung ruhte.

Das Gewerbe war bis zum 17./18. Jh. sehr mangelhaft entwickelt und versorgte oft nur den örtlichen Bedarf mit den notwendigen Gebrauchsgütern. Außergewöhnliche Erzeugnisse wurden auf den Märkten der größeren Ortschaften und in den Städten angeboten oder wurden von Händlern herbeigeschafft. Dieser Mangel an Gebrauchsgütern war z. T. auch auf den fehlenden Durchgangs-verkehr im Odenwald, bzw. auf das sehr gering ausgebaute Straßennetz zurückzuführen.

In unserer Region besaßen nur Strümpfelbrunn, Limbach und Mudau das Recht Märkte abzuhalten 

(Strümpfelbrunn seit 1755 jährlich 3 Krämer- und 12 Viehmärkte, Limbach seit 1718 jährlich 2 Krämer und seit den 1820er Jahren 14, 1830 – 16, 1849 – 8 Viehmärkte). Die Viehmärkte in Strümpfelbrunn und Limbach mussten wegen der großen Konkurrenz von Mudau und Beerfelden Mitte des 19. Jh. aufgegeben, bzw. reduziert werden.

Obwohl im 19. Jh. eine Staatsstraße von Eberbach über den Winterhauch nach Mudau führte (die alte Schwarze Straße), ist der Verkehr von Heidelberg nach Würzburg über die Strecken Eberbach – Ernsttal – Amorbach oder über Neckarelz – Mosbach – Osterburken gelaufen und hatte somit einen weiten Bogen um unser Gebiet gemacht.

C ) Die Situation in Wagenschwend

Die dörfliche Sozialstruktur in Wagenschwend war bis zum 18. Jh. relativ konstant mit leibeigenen und grundhörigen Bauern gekennzeichnet. ( Selbst ein großer Teil der höheren Beamten war im 18. Jh. in Baden dem Markgrafen leibeigen. Erst einige Jahrzehnte vor der allgemeinen Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden, wurde die Leibeigenschaft für Beamte im Jahre 1764 aufgehoben ).

Die Veränderung in der ländlichen Sozialstruktur, die seit dem 18. Jh. in unserer Region seinen Anfang nahm, stand im engen Zusammenhang mit der Bevölkerungsvermehrung und dem geltendem Erbrecht jener Tage. Gegen Ende des 18. Jh. lebten neben den Hubenbauern, die bis zu diesem Zeitpunkt die dominierende soziale Schicht im Dorf ausmachten, noch Seldner, Beisassen und später auch noch Tole-rierte.

Bei einer leiningischen Erhebung im Jahre 1806 wurden in Wagenschwend 20 Bürger, 12 Sö(e)ldner, 4 Beisassen, aber noch keine Tolerierten gezählt.

In der Gruppe der Bürger waren alle Bauern und Handwerker zusammengefasst, die ohne Nebentätigkeit von ihrem ganzen, halben, viertel oder achtel Hubgut, oder von ihrem Handwerk leben konnten.

Gemeindebürger konnte in der Dorfgemeinschaft nur werden, wer längere Zeit einheimisch war, in der Gemeinde über ein Haus und Grundbesitz verfügte und somit wirtschaftlich selbstständig und unabhängig war, und sich dann mit einer Aufnahmegebühr in die Gemeinde einkaufte. 

Im Gemeindeverband hatte nur diese privilegierte Klasse der Bürger das Recht, zu wählen und sich für Wahlen aufstellen zu lassen.

Neben den Gemeindebürgern traten seit dem Ende des 18. Jh. ( ca. 1780 ) in Wagenschwend die sogenannten Seldner und Beisassen auf. Diese Ortsbewohner waren meist nichtbeerbte Nachkommen der Hubbauern oder frisch Zugewanderte, oder Nachkommen zugewanderter Ortsein-wohner, die sich schon seit längerem im Ort niederließen. Meistens waren dies bäuerliche Klein- und Kleinstbesitzer, die zu ihrem Lebensunterhalt noch einer zweiten Beschäftigung in Form von Lohnarbeit, einem Handwerk oder einer Heimarbeit nachgingen.

Seldner, die im Taglohn oder im Handwerk arbeiteten, ist es z. T. im Laufe der Zeit gelungen, Land zu erwerben und Anteile an der Gemeindenutzung zu gewinnen, so dass auch ihre Bauernstelle als Lehen bezeichnet werden konnte. In der Steuerveranschlagung wurde sie dann in der Regel mit einem Viertel bis zu einem Sechzehntel eines Gutes veranschlagt. Es war jedoch keine Seltenheit, dass ein Seldner einen Grundbesitz von mehr als 5 Ha besaß. Ihre Güter lagen jedoch oft in der nichtverhuften Flur am Dorfrand oder waren von einem Hubgut abgeteilt.

Die unterste Klasse der Dorfbewohner waren die Tolerierten ( Geduldete ). Dieser Gruppe, die erst Anfang des 19. Jh. in Wagenschwend auftrat, sind die landlosen Einwohner zugeordnet wor-den, die ihren Lebensunterhalt nur durch Taglohn oder ein Handwerk bestreiten mussten und keine landwirtschaftliche Fläche bewirtschafteten. 

Meistens waren diese geduldeten Ortsbewohner zu arm, um die Bürgerannahmegebühr aufzubringen, da der Erwerb des Bürgerrechtes an die Steuerkraft und an das Vermögen der Einzelnen gebunden war.

Weil die Tolerierten selten steuerpflichtig waren, keinen eigenen Herd / Haus be-saßen und an der Gemeindeberechtigung / Allmende auch keinen Anteil hatten, erschienen sie kaum in den Steuerlisten, so dass alte Akten und Niederschriften wenig Anhaltspunkte geben, um eine genaue zahlenmäßige Angabe jener Zeit machen zu können.

Beisassen und Tolerierte besaßen keine Gemeinderechte, wie es die Hubbauern und Seldner ge-nossen. 

Die Rechte der Gemeindebürger waren:
– Anteile am Gemeindeeigentum ( Nutzung der Allmende ),
– Weidebetrieb und Eckerichsgenuss ( das Vieh gemeinsam auf die Weiden treiben zu dürfen ),
– Abgabe und Nutzung von Ödland zur eigenen Bewirtschaftung.

Demgegenüber standen aber auch die bürgerlichen Pflichten, die die Beisassen und Tolerierten nicht leisten mussten. Diese waren:

– Leistung von Abgaben und Fronden an den Grundherrn, 
– Unterhaltung der Gemeindeflächen.

Mit der neuen badischen Gemeindeverfassung des Jahres 1809 regelte der Großherzog die Ordnung in der Dorfgemeinschaft neu, löste die ehemaligen Dorfklassen auf und teilte sie in zwei Klassen ein. Diese waren:

 1. Die Ortsbürger ( Bürger und Seldner ), die Bürgerrechte und Allmendegenuss besaßen, und die die Zulassung zur Gemeindeverwaltung und -vertretung hatten, sowie

 2. die Schutzbürger, die sich aus den ehemaligen Beisassen und Tolerierten zusammensetzten.

Die Aufnahme in das Gemeinde- oder Ortsbürgerrecht wurde durch die badische Gemeindeverfassung von 1831 vereinfacht. Diese Gemeindeverfassung hob die Unterteilung der zwei Klassen aus dem Jahre 1809 auf und bildete ein einheitliches Gemeindebürgersystem. Abgetrennt waren nur noch die sich kurzfristig aufhaltenden Bewohner ( Insassen ). 

Durch diese Umstellung wurden im Jahre
1858 – 68 Bürger
1861 – 64 Bürger und
1872 – 76 Bürger gezählt.

Die wahlberechtigten Bürger waren nun in drei unterschiedliche Steuerklassen eingeteilt. Im Jahre 1855 ( 1862 ) gehörten

a) zur ersten Steuerklasse      7 ( 10 ) Bürger, 
b) zur zweiten Steuerklasse 13 ( 18 ) Bürger und 
c) zur dritten Steuerklasse   40 ( 36 ) Bürger.

Durch den starken Bevölkerungszuwachs und der oft angewandtsen Realteilung, wurden die großen und zum Teil geschlossenen Bauerngüter sehr stark aufgeteilt. Das hatte zur Folge, das immer mehr Menschen von kleineren Bauerngütern leben mussten. Durch diese Praxis entstanden bis zum 19. Jh. Klein- und Kleinstbetriebe, die eine Familie vom Ertrag ihrer Felder immer weniger ernähren konnten.

Nachdem die Dorfschicht dieser Klein- und Kleinstbetriebe von ihren Ackerstücken alleine nicht mehr auskamen, mussten sie einem Nebenerwerb nachgehen, um so das Überleben der Familie zu gewährleisten.

Wurde ein Hof nach dem Anerbenrecht vergeben, ist der Wert des Gutes oft so niedrig berechnet worden, dass nur ein geringer Beitrag an die weichenden Erben auszubezahlen war. Zwar konnten die Geschwister des Erben, solange sie nicht verheiratet waren, ihr Wohnrecht auf dem Hof wahren, mussten aber als Knecht oder Magd, also als Gesinde, auf dem elterlichen Hof weiterleben. Meistens erlernten die Brüder einen Beruf, wobei sie dann vom erbberechtigtem Geschwisterteil unabhängig waren. Damit die nichtbeerbten Kinder eines reichen Bauern sich ihren Lebensunterhalt nicht als untergeordnetes Gesinde oder Lohnarbeiter verdienen mussten, hatten die Eltern manchmal auch dafür gesorgt, dass sie in ein anderes Hofgut einheiraten konnten und dieses Gut als Bauer übernehmen durften. War dies nicht möglich, wurde ihnen als Heiratsgut ein kleines Wiesenstück mit etwas Gartenland zugesprochen, worauf sie sich ein kleines Häuschen bauen konnten und dann als Tagelöhner oder Handwerker ihr Auskommen finden mussten. 

Durch die Neubesiedelung des Weilers Wagenschwend nach dem Dreißigjährigen Krieg, waren die einst großen Hubgüter bis zum Jahre 1707 auf neun Bauernstellen verteilt gewesen. Dreißig Jahre später ( 1737 ) waren diese Bauerngüter schon auf 17 Höfe verteilt. Um die Wende zum 19. Jh. waren es schon 23 Familien, die sich die landwirtschaftliche Fläche aufteilten und bewirtschafteten. Dies hatte zur Folge, dass sich die Größe der Bauernhöfe immer mehr verringerte und von den ursprünglichen großen Gütern bis zum Anfang des 19. Jh. Kleinbetriebe ( 42,3 % ) entstanden, die eine Landwirtschaftsfläche von 5 bis 20 Morgen ( 2 – 7 ha ) bewirtschafteten.

Bis in die 1820er Jahre wurden die Güter erneut aufgeteilt, so dass 40 Bauernstellen entstanden. Durch diese Zersplitterung entstanden Parzellenbetriebe mit einer Wirtschaftsgröße von 0,5 bis 20 Morgen ( 18 ar – 7 ha ). Im Jahre 1873 sah die Aufteilung der Landwirtschaftsfläche wie folgt aus:

15 Haushaltungen = 22,7 % bewirtschafteten bis zu  1 Morgen,
16        Hh            = 24,2 %            bew.             1 –  3 Morgen, 
9         Hh            = 13,6 %            bew.             3 –  5 Morgen,
11        Hh            = 16,7 %            bew.             5 – 10 Morgen,
8         Hh            = 12,2 %            bew.           10 – 20 Morgen,
7         Hh            = 10,6 %            bew.          über 20 Morgen. 

Mit der Aufteilungspraxis des Realteilungsrechtes hatte in Wagenschwend bis zu diesem Zeitpunkt schon fast die Hälfte der Dorfgemeinschaft ( 43 % ) weniger als zwei Hektar Landwirt-schaftsfläche bewirtschaftet. Über die Hälfte ( 57 % ) der Bauern waren Klein- und Kleinstbesitzer und waren nun auf einen Nebenerwerb angewiesen, da ihr kleiner landwirtschaftlicher Betrieb nicht mehr genügend Ertrag abwarf, um die sehr oft vorkommende Großfamilie ernähren zu können. Im Jahre 1950 hatten 33 Wagenschwender Betriebe eine landwirtschaftliche Fläche von unter 0,5 ha bewirtschaftet. 

Nur durch den Nebenerwerb, der in Form von Tagelohn, einer Heimarbeit oder eines Handwerks ausgeführt wurde, konnte in Verbindung mit der kleinen Landwirtschaft das Überleben der klein- und unterbäuerlichen Schichten gesichert werden.

Im Laufe der Jahrzehnte wechselte die Landwirtschaft und der Nebenerwerb ihre Stellung ab, so dass die Lohnarbeit oder das Handwerk zum Haupterwerb wurde und die kleine Landwirtschaft zur Nebeneinnahme herabsank.

Das kleinparzellierte Bauernland diente nur zur Eigenversorgung. Die Arbeit in der Landwirtschaft wurde bei den unterbäuerlichen Schichten meist nur von den Frauen und Kindern erledigt, da die meisten Männer wegen der Lohnarbeit bei einem Dienstherren arbeiten mussten und erst am Abend im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb mithelfen konnten.

Weil aber die Tagelöhner, die noch einen eigenen bäuerlichen Kleinbetrieb zu versorgen hatten, gerade in den Ernteperioden, in der sie selbst auf ihren Feldern stehen sollten, benötigt wurden, konnten sie ihre eigene Ernte oft nur verspätet einbringen, so dass ihr eigener Betrieb immer mehr dem Niedergang geweiht war und der Zuverdienst ihre Misere somit nur noch verschlechterte.

Die Arbeitsmöglichkeiten für den Tagelöhner waren im Odenwald sehr begrenzt. War ein Bauern-gut mit Gesinde besetzt, bestand kaum eine Möglichkeit, auf solchen Gütern Arbeit zu finden. Der größte Teil der Tagelöhner musste sich deshalb auf den großen Gütern außerhalb des Odenwaldes orientieren und als Wanderarbeiter auf den entfernteren Gütern ihren Unterhalt verdienen.

Da es bis zum Ende des 19. Jh. im Odenwald kaum Industrie gab, waren vor und nach den Erntezeiten nur noch Wald- und Bauarbeiten die alleinigen Beschäftigungsmöglichkeiten für einen Tage-löhner.

Die odenwäldische Wanderarbeit dürfte erst gegen Ende des 18./ Anfang des 19. Jh. eingesetzt haben, als auf dem Land immer mehr Kleinbauern zu Tagelöhnern wurden, und der landwirtschaft-liche Bereich im eigenen Dorf immer weniger Möglichkeiten zur Arbeit bot, da das eigene Dorf selbst mit kleinen Bauern und Tagelöhnern überbesetzt war.

Im 19. Jh. wurden bei einer Erhebung im Ort Wagenschwend in den einzelnen Lohnbereichen die Beschäftigten wie folgt ermittelt: ( Angaben nur vom Haupterwerb )

                                  1803          1855          1862
Landwirte                    30              14              20
Gewerbetreibende       4              17              14
Tagelöhner                   —             29              24

Berufszugehörigkeit 1950:
Land- und Forstwirtschaft         166 Personen
Industrie / Handwerk                  66 Personen
Handel                                        12 Personen
Öffentl. Dienst / Dienstleistung    21 Personen

Die angegebenen Zahlen bei statistischen Erhebungen über Einwohner einer Gemeinde sind jedoch oft mit den natürlichen Zahlen nicht identisch, da zum großen Teil nur Ortsbürger, also Familien-oberhäupter mit Bürgerrechten aufgenommen wurden. Da aber die Einwohner eines Dorfes in verschiedene Klassen aufgeteilt waren, sind die staatsbürgerlichen Einwohner und Insassen oft nicht 

berücksichtigt worden. Ebenso fehlten bei der Auflistung Lehrer, Beamte, Pfarrer, sowie bei Berufsstatistiken die arbeitsunfähigen Ortsbürger, die keinen Beruf mehr ausübten. So ergeben die angegebenen Zahlen bei Berufserhebungen lediglich die Anzahl der Berufstätigen, die ihren Beruf als Haupterwerb ausübten. Es fehlen hierbei auch diejenigen, die das Gewerbe nur als Nebenbe-schäftigung ansahen und ihren Lebensunterhalt hauptsächlich in der Landwirtschaft als Bauer oder Tagelöhner fanden.

Die Bevölkerungsentwicklung:

Jahr                  Einwohner           Familien           männlich       weiblich
1685                  ca.   20                ca.    4             ca.   10           ca.   10
1898                  ca.   38                ca.    7             ca.   21           ca.   17
1707                  ca.   47                ca.    9             ca.   24           ca.   23
1720                  ca.   85                ca.  25             ca.   43           ca.   42
1737                  ca. 130                ca.  33             ca.   65           ca.   65
1750                  ca. 100                ca.  25             ca.   55           ca.   45
1770                  ca. 120                ca.  30             ca.   65           ca.   55
1790                  ca. 140                ca.  35             ca.   65           ca.   75
1803                  ca. 154                ca.  34             ca.   80           ca.   74  
1808                  ca. 158                ca.  40             ca.   78           ca.   80
1828                  ca. 304                ca. 58              ca. 154           ca. 150
1852                       358                      75                   185                 173
1855                       328                      75                   167                 161
1858                       336                      75                   167                 169
1861                       347                      75                   164                 183
1864                       365                                             169                 196
1867                       357                                 
1871                       383                                             183                  200
1880                       389                                             183                  206
1885                       408                                             202                  206  
1890                       414                                             198                  216
1895                       418                                             208                  210
1900                       394           
1905                       428                                              205                 223
1910                       428                                              211                 217
1925                       429                               
1939                       398                                               200                198
1950                       551                
1961                       484                                               232                252
1963                       498
1970                       533      
1987                       501                                               253               248

Der leibeigene Knecht:
Weil der leibeigene Knecht nicht als Person angesehen wurde und auch keinerlei Rechte hatte, tauchte er in den Schriften sehr wenig auf. Im Limbacher Kirchenbuch habe ich jedoch einen Eintrag gefunden, in dem  im Jahre 1716 Ambros, servus, ein unfreier Knecht bei Johann Philipp Zimmermann, gestorben ist.

Das Gesinde:
Das Gesinde, das hauptsächlich aus den Dienstboten ( Mägde, Knechte ) entstand, wurde in alten Lagerbüchern des 16. Jh. selten erwähnt, da zu dieser Zeit der Gesindebedarf auf den hörigen Gütern des Odenwaldes noch sehr gering war. Ihre Arbeit erledigten auf diesen Gütern meist die ledigen Geschwister des Hofbesitzers. Erst als im Laufe des 18. Jh. mit der Intensivierung in der Landwirtschaft ein größerer Bedarf an Arbeitskräften nötig war, kamen immer mehr Dienstboten auch auf die hörigen Bauerngüter des Odenwaldes, so dass diese Knechte und Mägde viele Jahre, manchmal ein Leben lang, auf dem Bauernhof blieben.

Erhebungen im 19. Jh. ergaben, dass in den Jahren
1855 – 4 Mägde und   8 Knechte,
1858 – 5 Mägde und   9 Knechte und
1861 – 9 Mägde und 12 Knechte in Wagenschwend als Gesinde und Dienstboten angestellt waren.

Die Odenwälder Bauern zogen das Gesinde einem Tagelöhner vor, da es zuverlässiger arbeitete und immer zur Hand war. In den Jahren 1880/1900 war es üblich, dass ein Gut von 15 bis 20 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche mit einem Knecht und einer Magd ausgestattet war.

Im 20. Jh. lösten die beiden Weltkriege durch die Einberufung der Knechte zum Wehrdienst und dem Heimruf der Mägde viele Dienstbotenverhältnisse auf. Diese unbesetzten Gesindestellen wur-den z. T. durch Kriegsgefangene ersetzt. Im Jahre 1949 waren  17 familienfremde Arbeitskräfte ( 10 Männer, 7 Frauen ) auf Wagenschwender Bauerngütern eingesetzt. 

Durch den aufkommenden Einsatz von Maschinen in der Landwirtschaft und im ländlichen Haus-wirtschaftsbereich wurde das Gesindewesen bis in die 1950er Jahre immer unbedeutender, so dass bis 1960 in Wagenschwend keine familienfremde Arbeitskraft mehr tätig war.

Der Tagelöhner:
Neben den schon oben genannten Gründen, die die Bauern kleinerer Höfe zum Lohnarbeiterdasein zwangen, gehörten noch folgende Ursachen hinzu, die es, z. T. miteinander verflochten, einem Kleinbauern unmöglich machten, Krisenzeiten ohne einen Nebenerwerb zu überstehen.

Diese Ursachen waren:
– stetiger Bevölkerungsanstieg, 
– Rückständigkeit in der Landwirtschaft,
– Missernten,
– Güterverkäufe zur Schuldentilgung und
– hohe Steuerveranschlagung durch die großen Kriegskostenlasten. 

Im Jahre 1806 waren ca. 29 % ( 22 Familien ) der Wagenschwender Bevölkerung vom Taglohn abhängig. Bis Mitte des 19. Jh. stieg die Abhängigkeit vom Taglohn auf fast 39 % . 

Solange in einem Dorfverband noch ausreichend Arbeit zur Verfügung stand, konnten die Tagelöhner und andere Lohnarbeiter ohne große Schwierigkeiten ihr Auskommen finden. Waren sie aber auf die Wanderarbeit angewiesen, weil die Großbauern des eigenen Dorfes selbst sparen mussten und ihre Arbeit nur vom Gesinde und Familienangehörigen ausführen ließen, war die Wanderarbeit Ausdruck für eine wirtschaftliche Not der betreffenden Region.

Wie schon erwähnt, suchten die Lohnarbeiter ihren Nebenverdienst auf dem Lande zuerst in der Forst- und Landwirtschaft, da es in diesem Bereich ausreichend Möglichkeiten gab, und sie diese Arbeiten wegen ihrer landwirtschaftlichen Erfahrung auch am besten erledigen konnten. Hierzu gehörten:

– Mithilfe bei der Heu- und Getreideernte,
– Mithilfe bei der Kartoffelernte,
– Mithilfe beim Ausdreschen der Ernte,
– Mithilfe beim Viehhüten,
– Mithilfe bei der Waldarbeit, usw..

Neben diesen Arbeitsfeldern war es dem Taglöhner noch möglich, die untersten Gemeindeämter (Polizeidiener, Waldhüter, etc.) zu übernehmen. Mitte des 19. Jh. ( 1855 ) hatten Wagenschwender Tagelöhner noch die Möglichkeit, sich bei den nach einer staatlichen Ortsbereisung beschlossenen Anweisung, bzw. bei deren Ausführung zu beteiligen. Dies waren:

– den sogenannten Schweinetrieb zu einer Wiese anzulegen
(1856 war die Hälfte schon fertig gestellt),
– Sträucher und Hecken auf den Wiesen der Bauern auszureuten (1856 war alles beseitigt),
– die Ortsstraße mit Steinen zu versehen und diesen Straßenbelag kleinzuschlagen,
– einen nicht mehr benutzten Weg in der Nähe der Schule (heute Henrizie) zu einer Wiese anzulegen (siehe hierzu die Geschichte der Straßen und Wege in Wagenschwend).

War ein Lohnarbeiter auf die Wanderarbeit angewiesen, so war er in der Erntezeit in der Regel 4 bis 6 Wochen unterwegs. Vereinzelt konnte sich die Wanderzeit bis auf zehn Wochen ausdehnen. Der Anfang der Erntehelferwanderung begann um Kiliani (8. Juli). 

Die Zielorte für den Saisonarbeiter des Hinteren Odenwaldes waren Ortschaften in der Region zwischen Mannheim, Heidelberg und Bruchsal, in denen die Ernte wegen des milderen Klimas zwei bis drei Wochen früher beginnen konnte, als es im heimatlichen Odenwald der Fall war.

Ins nahegelegene Bauland, wo es durch die größeren Bauerngüter ebenfalls genügend Arbeit gab, gingen die Odenwälder Tagelöhner jedoch ungerne hin, da sie dort wegen ihres Rufs nicht so sehr beliebt waren ( Mitte des 19. Jh. hing dem Odenwälder Tagelöhner der Ruf eines Diebesgesindels an, da vereinzelte Tagelöhner aus dem Odenwald sich mit Diebesbanden zusammentaten ). Die Bauländer Tagelöhner befürchteten aber trotzdem in den Odenwäldern eine starke Konkurenz.  

Hatten sich Tagelöhner nicht schon einen Stammkundenkreis aufgebaut, konnten sie durch Viehhändler, Marktfahrer, Hausierer, und im 19. Jh. durch Agenten, zum Lohnschnitterdienst angeworben werden.

Bei einer Erhebung durch den Volkskundler Julius Ludwig im Jahre 1911/12 wurde festgestellt, dass neun Lohnschnitterpaare aus Wagenschwend bei der Getreideernte in Aglasterhausen / Daudenzell angeheuert waren. Scheidentaler, Langenelzer und Reisenbacher Lohnschnitter orientierten sich in den Heidelberger Bezirk. Ein Lohnschnitterpaar setzte sich aus einem Mann (Schnitter) und einer Frau (Binderin) zusammen. 

Zum Getreidedrusch im Herbst und Winter kamen meist wieder dieselben Helfer auf die Güter, die auch beim Getreideschnitt dort behilflich waren. Hierzu waren aber nur die Männer gefragt, die paarweise oder zu dritt zu den einzelnen Großbauern gingen. Der Flegeldrusch wurde meistens in der Zeit zwischen 7:00 Uhr  und 18:00 Uhr durchgeführt. 

Im Herbst konnte in den Eichenschälwäldern des Odenwaldes die Rinde von den Eichenstämmen abgelöst werden, die dann für die Gerbereien als Lohe benötigt wurde. Um das Jahr 1900 gingen Rindenschäler (Mann und Frau) aus Wagenschwend zum Eichenrindenschälen in die Hirschhornischen Wälder.

Frauen und Kinder sammelten im Juli Heidelbeeren, die von Händlern angekauft wurden. Noch in den 30er Jahren des 20. Jh. hatte Karl Zimmermann ( Scholze ), und zuvor sein Vater Franz Michael Zimmermann, die gesammelten Heidelbeeren angenommen und an Agenten und Händler weiterverkauft. Händler aus Balsbach und Unterscheidental lieferten die begehrte Waldfrucht bis nach Hamburg, von wo sie dann per Schiff  bis nach England weiter verfrachtet wurde. 

Um bei der Heidelbeerernte auch ausreichend Zeit zu haben, wurden für die Schulkinder Heidelbeerferien, die mehrere Wochen gingen, eingeführt. In einem guten Waldstück konnte an einem Tag ein Sammelergebnis von 15 Pfund/Person erzielt werden. Der Sammelpreis schwankte in den 1930er Jahren zwischen 4 und 12 Pfennig/Pfund. Pfarrer Franz Sans schrieb in der  Wagenschwender Pfarrchronik, dass im Jahr 1940 eine sehr gute Heidelbeerernte war, wobei die Frauen und Kinder vier Wochen lang täglich 50 bis 60 Pfund Heidelbeeren sammelten und sie zu einem Preis von 30 Pfennigen / Pfund verkaufen konnten. 

Da aber immer mehr auswärtige Sammler in die Wagenschwender Wälder gingen, um mit dem Heidelbeersammeln einen Nebenverdienst zu erreichen, beantragten im Juni 1911 über 40 Wagenschwender Waldbesitzer bei der Gemeindeverwaltung, dass das Sammeln durch diese Fremden in ihren Waldungen unterbunden werden sollte.

Um die Privatwaldungen auch kenntlich zu machen, mussten die Besitzer ihren Waldbezirk mit Strohbüscheln markieren. Die Einhaltung des Sammelverbotes durch Ortsfremde in diesen markierten Privatwaldungen wurde durch die Waldhüter überprüft. Eine Zuwiderhandlung wurde gemäß § 24 Ziff. 2 Forstgesetz bestraft. Als Ausweichmöglichkeit blieb den ortsfremden Sammlern noch der Großherzogliche und der Leinigische Waldbezirk, in denen das Sammeln nicht verboten war. 

Im Winter gab es für den Tagelöhner noch die Möglichkeit, in den großbäuerlichen und standesherrschaftlichen Wäldern Arbeit zu finden. Eine Umfrage Mitte des 19. Jh. ergab, dass der Tagesverdienst eines Wagenschwender Tagelöhners sehr niedrig war:

1850: Im Sommer:
Mannmit Kost   15 Kreuzer, ohne Kost 28 Kreuzer,
Frau   – mit Kost   12 Kreuzer, ohne Kost 24 Kreuzer.
Ein Drescher erhielt 20 bis 24 Kreuzer/Tag und freie Kost. Im Winter waren alle Wagenschwender Tagelöhner froh, wenn sie nur um die Kost erbitten konnten.  

1860: Im Sommer:
Mann
– mit Kost   18 – 20 Kreuzer, ohne Kost 30 – 36 Kreuzer,
Frau   – mit Kost   12 – 14 Kreuzer, ohne Kost 22 – 24 Kreuzer.
Im Winter wurde, solange das Dreschen dauerte, mit Kost täglich 5 bis 10 Kreuzer bezahlt. (fl = Gulden, xr = Kreuzer)

1870: Schnitter für die Getreideernte:
männlich  – 1 fl,12 xr und freie Kost,
weiblich   –  bis 36 xr  und freie Kost.
1 Morgen Acker pflügen: männlich  – 3 fl, 48 xr.
1 Morgen Getreide schneiden  männlich  – 3 fl.
1 Morgen Wiese mähen:          
männlich  – 1 fl,48xr bis 2fl,12 xr.

1910: Schnitter :              
männlich – einen halben Tag ( 3 bis 10 Uhr ) 2 Mark,
bei Weiterarbeit am Nachmittag 4 Mark. 
Flegeldrescher: männlich – 1,50 Mark/Tag und Kost.
Kartoffelerntehelfer: weiblich – für vier Tage 3 bis 3,50 Mark.    

Die höchsten Sätze wurden in den Bezirken Mannheim, Heidelberg, Adelsheim, Boxberg und Tauberbischofsheim bezahlt (ca. 50 bis 55 xr). Die niedrigsten Lohnsätze wurden in Eberbach, Mosbach, Buchen und Walldürn bezahlt (ca . 38 bis 44 xr). Da ein Taglöhner in kurzer Zeit möglichst viel Geld verdienen wollte, wurde fast ausschließlich in Akkord gearbeitet, wobei dann auch Akkordsätze vereinbart wurden. 

Geschlafen wurde bei gutem Wetter auf den Feldern, um so die Zeit einzusparen, die man für den Weg benötigt hätte. Bei unbestimmten Wetterverhältnissen hatte jeder auswärtige Lohnarbeiter, der auf den Feldern arbeitete, ein Strohlager in der Scheune des Bauern. 

Die nachstehende kurze Auflistung  macht deutlich, dass ein Lohnschnitter in der Regel einen 14 bis 16 Stundentag hatte:

3:30 bis   4:00 Uhr nüchtern zur Arbeit
7:00 bis   7:30 Uhr erste Frühstückspause
9:30 bis 10:00 Uhr zweite Frühstückspause
12:30 bis 13:30 Uhr Mittags- und Ruhepause
16:00 bis 16:00 Uhr Vesperpause
gegen 20:00 Uhr Ende

Um 1806 ergab eine leiningische Umfrage, dass in Wagenschwend die bäuerlichen Kleinstellenbesitzer und die landlosen Dorfbewohner sich noch durch Lohn- oder Handwerksarbeiten im eigenen Dorf ernähren konnten. 

Eine Umfrage für statistische Notizen des Großherzogtums Baden ergab Mitte des 19. Jh., dass in Wagenschwend Taglöhner wenig Beschäftigung und keinen hinreichenden Verdienst mehr fanden.

Diese Aussage darf aber uns für diese Zeit nicht verwundern. Gerade Mitte des 19. Jh. war der Großbauer im Dorf geneigt, seinen Besitz von Familienangehörigen oder vom eigenen Gesinde bewirtschaften zu lassen, da er selbst durch die grundherrlichen Ablösesummen an allen Ecken und Enden sparen musste. In den Wäldern gab es in dieser Zeit kaum Möglichkeiten, eine Arbeit zu finden, weil viele Waldbesitzer ihren Wald zur Schuldentilgung abholzten.

Da aber die eigene kleine Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung verlor, wurde der Bedarf an Sommer- und Winterarbeit immer größer. Weil aber eine so karge Region wie der Odenwald nur sehr begrenzt Arbeit zur Verfügung stellte, war es auch sehr schnell geschehen, wenn Krisenzeiten die Arbeit auf den Bauerngütern noch mehr schmälerten. Arbeitslose Tagelöhner fielen mit ihren ganzen Familien der Gemeinde als Ortsarme zur Last.

Eine Erhebung aus dem Jahr 1806 sagt aus, dass zu diesem Zeitpunkt in Wagenschwnd noch jeder Einwohner sein Einkommen fand und es keine Ortsarme gab. Eine Vermögenssteuerliste aus dem Jahre 1808 zeigte, wie hoch das Einkommen der Einwohner in Wagenschwend war:

2 Familien =   7,7 %  hatten ein Einkommen von über 200 Gulden,
5 Familien = 19,2 %  hatten ein Einkommen von 150 bis 200 Gulden,
2 Familien =   7 ,7 %  hatten ein Einkommen von 100 bis 150 Gulden, 
6 Familien = 23,1 %  hatten ein Einkommen von  50 bis 100 Gulden,
11 Familien = 42,3 % hatten ein Einkommen bis zu 50 Gulden.

Das Einkommen des Kleinbauern lag im Durchschnitt bei 50 Gulden. Ein mittelgroßer Bauernhof erwirtschaftete ein durchschnittliches Einkommen von 100 Gulden. Ein Großbauer konnte mit einem Jahreseinkommen von ca. 160 Gulden rechnen. Der Spitzenverdienst eines Wagenschwender Baueren lag bei 225 Gulden, das Mindesteinkommen bei 25 Gulden. 

Da durch die Krisenzeit der 1840er Jahre viele Tagelöhner keine Arbeit fanden und in Not gerieten, erlaubte das Großherzogliche Bezirksamt eine Kollekte für die in Not geratenen ärmsten Familien durchzuführen. Bei dieser Aktion konnten bei 31 Stadtfamilien über 175 Gulden gesam-melt werden. Andere Ortsarme wurden, so auch in Wagenschwend, durch die Staatskasse unterstützt. 

Im Jahre 1847 wurden für 55 Wagenschwender Familien ( 169 Personen ) 92 Malter (ca. 12 000 Liter) Kartoffel, 28 Malter (ca. 3 700 Liter) Korn, 4,5 Malter (ca. 600 Liter) Gerste und 3 Malter (ca. 500 Liter) Hafer  für die bevorstehende Aussaat und zum Lebensunterhalt aus der Staatskasse finanziert. 

In Balsbach waren es für 78 Familien ( 368 Personen ) 124 Malter Kartoffel, 29,5 Malter Korn, 4,5 Malter Gerste und 3,5 Malter Hafer.

Um dem Elend  entrinnen zu können, glaubten viele Einwohner, dass mit einer Auswanderung sich ihr Schicksal bessern würde. Deshalb versuchten in dem Zeitraum von 1835 bis 1855  26 Wagenschwender Personen ihr Glück in einem anderen Land ( 13 Familien wanderten mit eigenen Mitteln aus, die andere Hälfte ist mit Staatsmitteln ausgewiesen worden ).

Mitte des 19. Jh. (1855) waren acht Ortsarme auf die Hilfe und Unterstützung der Gemeinde angewiesen. Eine Person wurde mit dem kurpfälzischem Weiterfondvermmögen von jährlich 50 Gulden unterstützt. Bis zu dieser Zeit hatte sich die Gemeinde für die ärmsten der Einwohner ein Gebäude als Armenhaus umgebaut, das vorher als Schafshaus diente ( stand ungefähr an der Stelle des alten Sühnekreuzes an der Roberner Straße ). 

War ein Lohnarbeiter ortsgebunden oder für die Wanderarbeit zu alt und konnte somit in der näheren Umgebung keine Arbeit annehmen, blieb ihm noch die Möglichkeit der Hausarbeit. Im Aufkommen der Hausindustrie, die sich vor allem auf dem Land verbreitete, fanden auch Wagenschwender Tagelöhner, und mit ihnen ihre ganze Familie, Mitte des 19.Jh. ein Zubrot. 

Heimarbeit konnte jedoch im größeren Stil nicht betrieben werden, da es an den erforderlichen Rohstoffen und Absatzmärkten mangelte. Durch das fehlende Interesse und der zu geringen Verdienstmöglichkeit wurden die verschiedenartigen Heimarbeiten nicht gerne angenommen und ausgeführt. In diesem Lohnarbeitsbereich ist an erster Stelle die Hausweberei zu nennen. 

Die Leinweberei war im Hinteren Odenwald das Gewerbe der armen Leute. Doch selbst mancher Bauer saß in den Wintermonaten am Webstuhl und fertigte sein eigenes Leintuch an. Denn im 19. Jh. galt noch der Spruch: „Selbstgesponnen, selbstgemacht, ist die beste Bauerntracht“. Somit ist auch zu erklären, dass die Leinweberei am Anfang des 19. Jh. nur für den Eigenbedarf durchgeführt wurde. Eine Erhebung im Jahre 1806 besagt, dass in Wagenschwend mit Leinwand kein Handel betrieben wurde.

Für den Absatz der Leinwandartikel wurde im Jahre 1813 in Mudau ein eigener Markt errichtet. Im Winter 1855/56 haben unter anderem Wagenschwender Weber für die Bad Rappenauer Saline die Salzsäcke hergestellt. Doch weil die Hanf- und Flachsbeschaffung nicht richtig organisiert war, geriet die Produktion oft ins Stocken. 

Nachdem der billigere Baumwollstoff den Markt eroberte und das Leintuch verdrängte, wurde die Herstellung von Leinwand zu kostspielig und wurde aufgegeben, so dass auch dieser Heimerwerb zu Grunde ging.

Daneben gab es noch die Möglichkeit, Arbeiten mit Strohgeflechten herzustellen, Korbwaren zu flechten, Besen zu binden, usw.. Für die Produktion von Strohgeflechten (Hüte, Hausschuhe) wurde in Wagenschwend um 1865 (in Robern um 1868) eine Strohflechtschule eingerichtet. Da aber der Absatz nicht den gewünschten Erfordernissen entsprach und das Geschäft sich nicht rentierte, wurde die Produktion nach einigen Jahren ( in Wagenschwend 1873, in Robern 1874 ) wieder eingestellt.

Der Dorfhandwerker:
In den ländlichen Regionen wurde früher alles selbst hergestellt, so dass bis zum 18. Jh. das Brotbacken, das Spinnen und Weben und das Anfertigen einfacher Gegenstände noch zur Aufgabe der einzelnen Bauernfamilien zählte.

Die Reparatur oder das Herstellen einfacher Geräte wurde meist in den Wintermonaten vorgenommen. Hierbei wurde in der warmen Stube geschnitzt, geschreinert, geflochten oder gewebt. Da durch diese Arbeitsteilung der landwirtschaftliche Betrieb noch autark war, hatte sich das Handwerk auf dem Land erst sehr spät durchsetzen können. 

Erst als auf dem Land in den einzelnen Arbeitsbereichen eine Spezialisierung einsetzte und z. B. der vermehrte Einsatz von Metall den Landmann bzw. den Knecht mit einer Anfertigung über-forderte, waren die Bauern auf die qualifizierte Hilfe der Handwerker angewiesen, so dass sich dieser Lohnarbeitsbereich nun auch auf dem Land immer weiter ausbreitete.

Die Dorfhandwerker kamen dann meist auf den bäuerlichen Hof, reparierten die schadhaften Gegenstände aus, die eine fachliche Hand bzw. Spezialwerkzeug erforderten, oder stellten neue Gebrauchsgüter (z. B. Möbelstücke) her.  

Im ländlich-handwerklichen Bereich des 18. und 19. Jh. waren meist kaum mehr als ein oder zwei Gesellen bzw. Hilfskräfte bei einem Meister beschäftigt. In den Kleinbetrieben arbeitete der Handwerksmeister sehr oft alleine. 

Alle Wagenschwender Gewerbetreibende waren Mitte des 19. Jh. in den Zunftverbänden, welche ihren Sitz in Strümpfelbrunn hatten, vereint. Die im Jahre 1862 eingeführte Gewerbefreiheit führte zur Auflösung der einzelnen Zünfte. Das Vermögen der Zunft ging danach an die Gewerbevereine über.  

Bei statistischen Erhebungen des 19. Jh. wurden in Wagenschwend folgende Handwerksbereiche aufgenommen:

                                ca.1807     ca.1850     ( ca.1860 )     Gesellen     Lehrlinge
Gastwirte                     1                2               ( 2 )              —                 —
Händler                        2                1               ( 1 )              —                 —
Schneider                    1                3               ( 1 )              —                 —
Schuhmacher               —              4               ( 2 )              —                 —   
Leinweber                     4               3               ( 3 )              —                 —
Schmiede                      2               1               ( 1 )               —                 1  
Maurer                         4                2               ( 1 )              ( 3 )             —
Küfer                           —                1                ( — )              —                —
Bäcker                          1                 2               ( 2 )               —                —
Schreiner                      1                1                ( 1 )                —                —
Köhler                          1                —               ( — )                —                —
Hafner                          1                —               ( — )                —                —
Holzfahrer/Fuhrmann  1               —               ( — )                —                —

Anfang des 18. Jh. ( 1720 ) waren in Wagenschwend ein Schild- und Straußenwirt, sowie im Jahre 1711 ein Zimmermann ansässig. Hirten und Schäfer wurden ab 1690 namentlich genannt. Der erste namentlich genannte Schmied ist 1725 zu ermitteln. Im Jahre 1775 beschäftigte Lorenz Banschbach ( Stephansch ) als Leinwebermeister vier Arbeiter/Weber.

Der leibeigene Knecht/Sklave ( servi ):
1716 Ambrosius  (Knecht bei Joh. Phil. Zimmermann)

Dienstboten, Mägde, Knechte
(von Wagenschwend – dienend in anderen Ortschaften ):

Knechte                                                   Mägde
Jakob Brenneis * 1840                           Ludwina Brenneis * 1846
Wilhelm Beigert * 1859                          Juliana Brenneis * 1836
Friedrich Banschbach * 1859                Agatha Bieler * 1868 
Karl Beuchert * 1866                            Josephine Brenneis * 1858
Valentin Bieler * 1851                           Maria Anna Bilz * 1862
Joseph Grimm * 1859                           Margaretha Banschbach * 1861
Johann Joseph Link * 1849                    Klara Banschbach * 1849
Franz Karl Link * 1849                           Anna anschbach * 1864
Karl Münch * 1859                           Ludwina Gramlich * 1843
Joseph Müller * 1860                           Rosa Galm * 1865
Andreas Schmitt * 1821                          Wilhelmine Hafner * 1841
Ambros Schmitt * 1841                           Sophie Henrizie * 1843
Karl Scholl * 1841                         Maria Anna Link * 1844
Johann Joseph Scholl * 1836                Regina Link * 1851
Franz Amor Scheuermann * 1845         Theresia Link * 1847
Johann Michael Schmitt * 1839            Wilhelma Lenz * 1859
Wilhelm Schäfer * 1856                          Elisabeth Link * 1857     
Andreas Schmitt * 1821                          Rosa Link * 1860
Ludwig Schneider * 1858                        Maria Müller * 1863
Wilhelm Schmitt * 1861                           Theresia Müller * 1861
Franz Walter * 1859                         Josephine Müller * 1841
Karl Ludwig Walter * 1861                      Katharina Müller * 1859 
Johann Anton Zimmermann  * 1857      Emma May * 1849 
Johanna Rodemich * 1837 Theresia Schmitt * 1851
Katharina Schäfer * 1841
Josephine Schork * 1841
Katharina Schneider * 1858
Katharina Schäfer * 1841
Rosa Schneider * 1864
Katharina Sonntag * 1865
Barbara Elisabetha Wolf * 1851
Elisabeta Wolf * 1851
Wilhelma Weis * 1849
Karolina Waldenberger * 1849 

Hirten und Schäfer:
1690 Peter Mitschel                                  
1740 Sebast. Schindler                     
1830 Sebastian Köhler
1708 Johann Peter Götz                            
1745 Sebast. Blumenschein              
1843 Joh. Rodemich 
1709 Johann Melchior Mitschel                
1760 Jakob Mietmann                      
1846 Joh. Adam Ockert
1710 Wolfgang Niedermayer                     
1760 Franz Müller
1850 Jakob Gramlich 
1710 Martin Ettlinger                                
1770 Adam Ockert                          
1865 Franz Andr. Schork I
1713 Adam Bilz                                         
1770 Georg May                             
1878 Franz Karl Wörner  
1720 Adam Haffner                                   
1780 Michael Rhein                        
1880 Franz Andr. Schork II
1720 Adam Haffner                                   
1780 Michael Rhein                        
1880 Franz Andr. Schork II
1720 Johann Theobald                               
1790 Andreas Mietmann                 
1895 Karl Beichert 
1730 Johann Henricus Blumenschein         
1790 Michael Mietmann                 
1910 Friedolin Geier
1734 Mathias Sonntag                                
1800 Johannes Schork                    
1940 Anton u. Laura Rothengaß ( bis in die 1950er Jahre )
1737 Andreas Keller                                   
1810 Joh. Valent. Kerber                        
1825 Joh. Anton Ockert   
1740 Johann Valentin Sehner                     
1815 Joh. Adam Gramlich                      

Tagelöhner:
Johann Georg Mackamull Franz Joseph Faulhaber,
Johann Sebastian Rodemich, Anton Sauterer
Johann Peter Seufert Franz Roos Franz Joseph Bilz
Johann Conrad Banschbach Maria Elis. Beuchert, ledig     
Franz Ignatz Beuchert Johann Nepomuk Brenneis                   
Anna Maria Hafner, ledig Valentin Brennei Franz Anton Bieler
Pauline Hafner, ledig Johann Valentin Edelmann
Johann Joseph Edelmann Maria Barb. Martin, ledig
Joseph Emmert Johann Barthel Galm
Maria Josefa Müller, ledig Peter Gramlich Jakob Gramlich
Margaretha Schäfer, ledig Georg Franz Geier Franz Joseph Geier Katharina Schmitt, ledig Johann Hartmann Joseph Henn
Thomas Hemberger Johann Knapp Johann Vitus Knapp
Franz Barthel Link Melchior Lindner Franz Joseph Link
Johann Martin Link Johann Valentin Link
Andreas Martin Franz Andreas Link
Georg Anton Martin Johann Joseph Rodemich
Johann Martin Nörpel Johann Joseph Scholl
Johann Franz Nörpel Johann Stephan Schäfer
Franz Anton Roos Georg Schneider
Martin Reichert Johann Michael Schmitt
Johann Sebastian Rodemich Johann Valentin Schäfer
Franz Joseph Scharf Adam Schneider
Georg Schneider Georg Adam Schneider
Johann Schork Franz Joseph Schork
Johann Peter Seufert Johann Georg Schmitt
Johann Adam Schmitt Johann Martin Ullrich
Franz Michael Schork Andreas Weis
Johann Valentin Zimmermann Franz Amor Weis                           

Tagelöhner 1900/1915:
Franz Karl Bieler Johann Wilhelm Müller Georg Valentin Schmitt Rudolf Geier Libertus Sonntag Valentin Scheuermann
Friedolin Geier Joseph Sonntag Peter Scheuermann 
Josef Geier Franz Josef Schäfer Konstantin Scheuermann    
Wilhelm August Galm Wilhelm Schäfer Franz Joseph Stephan
Franz August Galm Ferdinand Scholl Heinrich Steck
Joseph Henn Joseph Schneider Franz Walter
Wilhelm Link August Schneider Joseph Wörner 
Andreas Link Karl Schneider Adolf Wolf
Karl Link Johann Karl Schmitt Anton Zimmermann
August Link Johann Josef Schmitt Johann Wendelin Henrizi
Johann Michael Münch Franz Josef Schmitt Karl Joseph Henrizi

Vagabunden/Gelegenheitsarbeiter:
1705 Adam Bauer                                        1735 Bastian Schindler
1725 Johann Peter Hopp                             1771 Michael Schlert
1725 Peter Stroh                                          1777 Johann Georg Reu
1730 Anton Biller                                         1808 Johann Hilbert

Gemeindediener, Rats- und Polizeidiener:
1806 Georg Franz Geier                               1880 Georg Karl Bieler
1840 Franz Joseph Geier                              1885 Franz Adam Beuchert
1850 Johann Josef Schmitt                          1890 Franz Karl Gramlich 
1852 Karl Bieler                                            1910 Josef Sonntag
1860 Carl Ludwig Schneider                         1935 Josef Schneider II
1865 Franz Adam Beuchert                           1965 Gerhard Schneider 
1870 Franz Joseph Schäfer                           (bis 1974)

Grenzaufseher/Wald- und Feldhüter:
1806 Valentin Brenneis
1880 Franz Karl Gramlich
1850 Johannes Walter
1882 Heinrich Waldenberger
1850 Franz Joseph Geier
1885 Georg Valentin Schmitt
1855 Karl Bieler
1890 Ignatius Kaiser
1864 Karl Ludwig Schneider
1890 Johann Ludwig Hess
1865 Valentin Karl Brenneis
1910 Friedrich Hess
1873 Karl Wilhelm Münch
1910 Joseph Sonntag 
1873 Franz Valentin Münch
1932 Simon Schork 

Straßenwarte:
1850 Franz Anton Bieler
1864 Karl Ludwig Schneider
1852 Karl Bieler
1870 Johann Josef Martin
1861 Franz Mathias Bieler
1915 Heinrich Ockert

Revierförster/Jagdaufseher:
1838 Johann Anselm Reichel
1966 Ludwig Backfisch 
1852 Karl Bieler
1960 Erich Schmitt
1875 Johann Ludwig Hess
1925 Georg Wilhelm
1930 Anton Kaiser
1935 Gregor Schmitt
1983 Volker Filsinger
1995 Rainer Dorn

Handwerker

Zimmermann:
1711 Johann Valentin Lenz

Schankwirt (Schild- und Straußwirt):
1720 Johann Georg Banschbach    – sWertsch –
1760 Heinrich Nickel                     – sWertsch –
1800 Johann Joseph Galm             – sGrüne –
1837 Chrisostomus Galm              – sGrüne –
1839 Franz Caspar Damm             – Zum Grüner Baum –
1863 Wilhelm Link                        – Zum Grüner Baum –
1863 Franz Caspar Damm              – Zur Linde –
1885 Valentin Alois Scholl             – Zum Grüner Baum –
1885 Ferdinand Grimm                  – Zur Linde –
1920 Felix Andreas Pfeiffenberger – Zum Grünen Baum –  
1920 Otto Grimm                          – Zur Linde –
1949 Richard Scholl                       – Zum Grünen Baum –
1951 Philipp Schmitt                      – Zum Grünen Baum –
1970 Arthur Grimm                        – Zur Linde –
1970 Willi Gehr                              – Zum Grünen Baum –
1990 Otto Grimm                           – Zur Linde –
1990 Alfred Gehr                            – Zum Grünen Baum –

Schmiede:
1725 Melchior Bauer
1855 Johann Wilhelm Wolf
1778 Johann Valentin Knapp
1880 Johann Adolf Wolf
1800 Jakob Wolf  I
1900 Ludwig Haaf 
1819 Jakob Wolf  II
1920 Anton Schmitt  I
1836 Johann Christian Wolf
1950 Anton Schmitt  II (bis 1974)

Hafner:
1751 Valentin Georg Wilhelm
1791 Johann Valentin Wilhelm

Köhler:
1800 Johann Adam Finger
1810 Martin Finger

Leinweber:
1759 Lorenz Banschbach
1830 Franz Martin Banschbach
1800 Franz Joseph Schmitt
1835 Lorenz Banschbach
1801 Johann Adam Schmitt
1842 Johannes Walter
1802 Johann Martin Banschach
1860 Andreas Schneider
1815 Johann Martin Scholl
1860 Wilhelm Müller
1820 Franz Joseph Banschbach 1890 Franz Xaver Seifert

Bäcker:

1797 Philipp Jakob Banschbach
1866 Heinrich Waldenberger
1816 Johann Georg Kaiser
1878 Simon Schork
1829 Georg Philipp Banschbach
1910 Karl Schork
1838 Jakob Waldenberger
1925 Bernhard Barth. Hess 
1857 Johann Michael Müller
1935 Otto Schork
1865 Johann Joseph Banschbach (bis 1974)

Schreiner:

1805 Franz Bieler
1870 Georg Karl Biele
1810 Franz Wendelin Scholl
1890 Karl Josef Bieler 
1830 Lorenz Bieler
1935 Karl Schmitt
1835 Anton Fritz
1960 Oskar Link
1864 Franz Ludwig Brenneis
1997 Jochen Münch

Maurer:
1785 Mathias Karl
1870 Johann Wilhelm Link
1798 Johann Michael Knapp
1873 Franz Adam Schäfer
1800 Melchior Lindner
1875 Johann Joseph Link
1800 Jakob Knapp
1875 Franz Karl Gramlich
1800 Johann Jakob Knapp
1880 Johann Joseph Schäfer
1800 Karl May
1880 Franz Joseph Schäfer
1810 Johann Martin Knapp
1884 Johann August Schneider
1815 David Müntz
1885 Ignatius Kaiser
1825 Georg Karl May
1888 Karl Schneider
1828 Valentin Fischer
1890 Johann August Schneider
1830 Bastian Fischer
1890 Johann Adam Schneider 
1830 Johann Joseph Martin
1890 Georg Adam Schneider 
1840 Franz Anton May
1890 Michael Schneider
1840 Sebastian May
1895 Karl Ludwig Link
1843 Johann Joseph Gramlich
1900 Leopold Gramlich
1844 Johann Ludwig Schäfer
1915 Otto Schäfer
1851 Adam Schneider
1920 Ludwig Zimmermann
1860 Karl Ludwig Schneider
1960 Konrad Zimmermann
1860 Franz Ludwig Martin

Schneider:
1801 Georg Anton Martin
1866 Franz Jakob Noe 
1804 Franz Anton Schäfer
1875 Franz Karl Bieler
1818 Andreas May
1880 Markus Schneider
1834 Johann Martin Nörpel
1895 Carl Theophil Rothengaß
1837 Ambros Bieler
1895 Adam Kohl
1866 Franz Valentin Noe
1935 Anton Scheuermann
1866 Johann Josef Schmitt (bis ca. 1950)

Schuhmacher:
1809 Franz Valentin Roos
1870 Franz Valentin Roos
1820 Johann Adam Utz
1875 Johann Heinrich Ockert 
1826 Johann Franz Henrizie
1880 Karl Wörner
1839 Franz Carl Brenneis
1880 Johann Carl Schmitt
1842 Johannes Kraus
1890 Franz Wendelin Ockert
1845 Johann Joseph Schmitt
1900 Karl Beichert
1850 Johann Rodemich
1950 Anton Schmitt
1850 Lorenz Wendelin Bansdchbach
1950 Arthur Rothengaß    
                                                         
Handelsmann/Kolonialwarenhändler:
1795 Thomas Hemberger
1806 Johann Valentin Brenneis
1915 Peter Scheuermann
1810 Johann Wahl
1924 Karl Ludwig Schneider
1813 Franz Conrad Speckert
1925 Karl Sonntag
1833 Franz Michael Bilz  I
1930 Rosa Rothengaß
1860 Franz Michael Bilz  II
1932 Oskar Link
1866 Wilhelm Link 1941
Friedrich Seifert
1910 Katharina Sonntag
1951 Otto Kaiser(bis 1983)

Fuhrmann:
1805 Franz Joseph Damm
1895 Maximilian Bier
1965 Edmund Zimmermann

Küfer:
1825 Johann Valentin Scholl
1900 Franz Anton Damm
1870 Franz Damm
1920 Emil Schork  I
1870 Carl Leopold Schork
1940 Anton Damm
1890 Wilhelm Müller
1950 Emil Schork  II (bis ca. 1970) 

Tüncher/Maler:
1935 Franz Schäfer
1965 Günter Schäfer
1990 Uwe Schäfer

Wagner:
1810 Franz Amor Weis
1910 Maximilian Bier

Korbmacher:
1820 Johann Speckert 

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg (ca. ab 1920) wurden nur diejenigen Handwerker aufgenommen, die sich mit ihrem Beruf selbstständig gemacht hatten und einen eigenen Betreieb führten.

Während sich die Wanderbewegung in den Odenwaldgemeinden im 19. Jh. vor allem auf das landwirtschaftliche Gewerbe konzentrierte, hatte sich gegen Ende des 19. Jh. noch eine Wander-bewegung in die Industriezentren entwickelt, um in den entstandenen Fabrikanlagen ein Auskom-men zu finden.

Durch den maschinellen Einsatz in der Landwirtschaft ( in Wagenschwend ab ca. 1880 ) ist die Möglichkeit zur Taglohnarbeit auch auf dem Land immer geringer geworden, so dass sich die Sozialgruppen der Tagelöhner und Wanderarbeiter ein Auskommen in der Industrie, die sich seit den 1880er Jahren verstärkt in unserer Region entwickelte, suchen mussten. Fanden Tagelöhner in den weiter entlegenen Zentren, wie z. B. Mannheim eine Arbeitsmöglichkeit, so kamen sie nicht mehr täglich, sondern in größeren Abständen ( wöchentlich ) nach Hause. Somit lastete bei den verheirateten Wochenendpendlern die ganze Fürsorge der Kinder, die Arbeit im Haushalt und evtl. noch die Bewältigung der kleinen Landwirtschaft auf den Schultern der Ehefrau.

Um 1900 war Mosbach eines der größten Industriezentren in unserer näheren Umgebung. In Eberbach bot nur eine kleinere Holz- und Steinindustrie den Tagelöhnern des Winterhauches Arbeit.

In der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg hatte sich die Pendlerbewegung der rasch wachsenden Industrie angeglichen.

Nachdem in den 1920er Jahren die Holzwollenproduktion der Fa. Grimm in Krumbach anlief, haben sich Wagenschwender Tagelöhner wegen der kurzen Entfernung nach Krumbach orientiert.

Eine andere Möglichkeit, einen Verdienst zu erlangen, bot die älteste Baufirma der Gemeinde Limbach den Wagenschwendern Maurern. Das im Jahre 1920 durch Ludwig Zimmermann gegründete Bauunternehmen beschäftigte in seiner Anfangszeit vier Maurer. 

Noch bis zum Zweiten Weltkrieg fanden über 75 % der Wagenschwender Erwerbstätigen ihr Ein-kommen in der Landwirtschaft, ca. 20 % im Handel, dem Handwerk und der Industrie und die restlichen ca. 5 % waren in sonstigen Berufen zu finden. In anderen Jahren war es wie nachstehend verteilt:

1895        ( 1950 )   
80,3 %   (62,6 %)   in Land- und Forstwirtschaft
11,1 %   (24,9 %)   in Industrie, Gewerbe und Bauwesen
  0,5 %   (4,6 %)   im Handel
  8,1 %   (7,9 %)   im öffentlichen Dienst, Freie Berufe, Berufslose

1987
8,3 % in Land- und Forstwirtschaft
23,8 % im produzierendem Gewerbe
  4,8 % im Handel
10,0 % im sonst. Dienstleistungssektor
19,2 % Renten, Pension, Arbeitslose
33,9 % Unterhalt durch Angehörige/Eltern 

Bei einer Gemeindestatistik die durch das Statistische Landesamt Baden-Württemberg erstellt wurde, sind für den Ort Wagenschwend folgende Daten ermittelt worden:

1961
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten:
 – insgesamt: 27 Arbeitsstätten
 – Handwerk: 11 Arbeitsstätten

 – Beschäftigte ges.: 74 Personen (48 Männer, 26 Frauen)
 – Beschäftigte im Handwerk: 37 Personen
 – Beschäftigte im nichtlandwirtschaftlichem Bereich: 15 % 
 – Beschäftigte im produzierendem Gewerbe: 8 %

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten (ohne Lehrer, Pfarrer, Beamte)
Produzierendes Gewerbe: – 11 Arbeitsstätten mit 41 Beschäftigten
Handel:                            –   6 Arbeitsstätten mit   8 Beschäftigten
Dienstleistung:                 –   5 Arbeitsstätten mit 13 Beschäftigten

Wie oben zu erkennen ist, prägten die Landwirte bis Mitte des 20. Jh. die Sozialstruktur in Wagenschwend.

Nach der Einweisung von Heimatvertriebenen hatte sich jedoch das soziale Bild verändert, da der größte Teil der Neubürger nicht in der Landwirtschaft tätig war. Da sich aber in der Zeitspanne von 1953 bis 1958 die Zahl der Flüchtlinge um 73 % reduzierte (sie wanderten in die Industriezentren Mosbach, Mannheim, etc. ab), konnten die Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft prozentual wieder gewinnen.

Der Bau der Nebenbahnlinie Mosbach – Mudau ermöglichte es seit Anfang der 1950er Jahre, die Pendler in den Industrieort Mosbach zu bringen. Von dort oder von Eberbach aus konnten die großen Industriezentren Heidelberg und Mannheim erreicht werden (nach Eberbach mussten Pendler jedoch zu Fuß oder per Fahrrad gehen).

Weil seit den 1950er Jahren die Löhne und Gehälter in der Industrie, dem Gewerbe, Handel und den Dienstleistungen, trotz immer kürzer werdenden Arbeitszeiten, stetig anstiegen und die Einnahmen in der heimischen Landwirtschaft, trotz sehr großer Zeitinvestition, immer mehr abnahmen, suchten immer mehr Landwirtskinder ihren Verdienst in landwirtschaftsfremden Berufen zu finden. Selbst praktizierende Landwirte erkannten, dass ein Einkommen in der Industrie oder in einem anderen produzierendem Gewerbe höher ist, als das aus der eigenen Landwirtschaft erwirtschaftete Einkommen und wechselten die Haupteinnahmequellen.

Der Bruttoverdienst der Industriearbeiter erhöhte sich in der Zeit von 1950 bis 1975 um das Zehnfache. Da auch die Lebenshaltungskosten stiegen, haben sich die Reallöhne der Arbeiter nur knapp versechsfacht. Die stärkste Einkommensverbesserung konnte im Laufe der sechziger und im Übergang zu den siebziger Jahren erreicht werden. Mit dieser Einkommensverbesserung der letzten 35 Jahre konnte eine erhebliche Steigerung des Lebensstandards eines Industriearbeiters erreicht werden.

Die Einnahmen in der Landwirtschaft blieben jedoch hinter der allgemeinen Einkommensentwic-lung zurück, so dass in dem Zeitraum von 1950 bis 1975 sich das Realeinkommen in der Land-wirtschaft nur vervierfacht hatte, wobei auch in diesem Sektor die stärkste Einkommensverbesserung Ende der 60er und Anfang der 1970er Jahre stattfand.   

Mit dem Ausbau und der Erweiterung der Holzwollenindustrie der Fa. Grimm, ging in den 60er Jahren die Mehrzahl der Wagenschwender Pendler nach Krumbach zur Arbeit.

Ein wahrer Segen für die Frauenarbeit war die im Jahre 1961 eröffnete Filiale der 1934 gegründeten Limbacher „Odenwälder Steppdeckenfabrik“. Über 30 Jahre hatten in der Wagenschwender Filiale, „Fabrikle“ in der Dorfsprache genannt, die einheimischen Frauen mit Näharbeiten eine Arbeitsstätte gefunden.

Die Angebote von Handel und Industrie wurden seit dem 2. Weltkrieg dem Dorfhandwerker immer mehr zum Verhängnis, da Erzeugnisse aus dem handwerklichen Bereich zu  Schleuderpreisen auf den Markt kamen und die handwerkliche Anfertigung immer unrentabler wurde.

Waren Anfang der 1950er Jahre noch ein Schmied, zwei Bäcker, ein Bauunternehmer, ein Schreiner, ein Maler, zwei Küfer, zwei Gastwirte, drei Kolonialwarenhändler, ein Schneider und zwei Schuhmacher im Dorf vorzufinden, waren es 20 Jahre später nur noch ein Schmied, ein Bäcker, ein Bauunternehmer, ein Schreiner, zwei Schuhmacher, zwei Händler, ein Fuhrunternehmer und zwei Gastwirte. Im Jahre 1988 sah es noch trauriger aus: ein Bauunternehmer, ein Schreiner, drei Händler (2 Getränke, 1 Baustoff), ein Fuhrunternehmer, zwei Gastwirte und ein Wirtschaftsinformator.

Das Gemeindearchiv Limbach/Wagenschwend nennt für das Jahr 1961 folgende ortsansässige Firmen:

 – Otto Damm, Küferei
 – Willi Gehr, Gastwirt – Gasthaus Zum Grünen Baum –
 – Arthur Grimm, Gastwirt, Pension, Tankstelle, Branntweinbrennerei – Gasthaus Zur Linde –
 – Otto Kaiser, Einzelhandelsgesellschaft
 – Josef Link, Einzelhandelsgesellschaft
 – Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsgenossenschaft Wagenschwend   
 – Odenwälder Steppdeckenfabrik A. u. H. Volk, Limbach – Zweigstelle Wagenschwend 
 – Arthur Rothengaß, Schuhgeschäft
 – Franz Schäfer, Tünchnergeschäft
 – Anton Scheuermann, Herrenschneiderei
 – Karl Schmitt, Bau- und Möbelschreinerei
 – Herrmann Schmitt, Bezirksvertretung – Versicherung –
 – Karl Schmitt, Fahrrad-, Motorad- und Nähmaschinenhandel
 – Anton Schmitt, Schmiedemeister, Handel mit Haushalts- und
Küchengeräten
 – Otto Schork, Bäckerei
 – Edmund Zimmermann, Fuhrgeschäft, Baustoffhandel
 – Karl Zimmermann, Ferkel-, Schweine-, Obst- und Christbaumhandel
 – Konrad Zimmermann, Maurergeschäft, Baustoffhandel, Fuhrunternehmen

Lexikon des alten Handwerks von R. Reith
Geschichte der Arbeit von Büchergilde Gutenberg
Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Odenwaldes
von Winfried Wackerfuß
Badisches Volksleben von E. H. Meyer
Pons Wörterbuch von Klett
Familienbuch Wagenschwend von W. Frankhauser
Die Weistümer der Zent Eberbach und Mosbach
von Karl Kollnig
Der südliche Odenwald und das angrenzende Bauland
von Ingo Kühne
Der Neckar – Odenwald – Kreis, Kreisbeschreibung
vom Land Baden – Württemberg
Die Geschichte der Kurpfalz von Meinrad Schaab
Die Geschichte Badens von W. Hug
Berufsbüchlein, Auskunft über die Berufswege für Söhne und Töchter aller Stände von P. Chr. Elsenhans
Das Gewerbe im Großherzogtum Baden von R. Dietz
Wirtschafts- und sozialgeographische Wandlung im Hinteren Odenwald während des 19. Jh. von Ingo Kühne
Die Vererbung landwirtschaftlichen Grundeigentums in Baden – Württemberg von H. Röhm

Gemeindearchiv, Limbach    
Akten: A 76 bis 78, 83, 180, 182, 184, 186, B 1 bis 6

Fürstlich Leiningisches Archiv, Amorbach
Akten: A 2/9/16 B A 2/9/  8 B

Generallandesarchiv, Karlsruhe
Akten: 229 / 108196
349 / 1966 /  19
349 / 1955 /  13
349 / 1903 /    5
349 / 1903 /    6a – 6e
349 / 1903 /    9
349 / 1907 / 119, + 76
364 / 1952 /   15
364 / 5554
364 / 6105  

Mündliche Aussagen von
Helene Schmitt,
Gertrud Frankhauser,
Karl Schmitt,
Arthur Rothengaß,
Otto Kaiser,
Josef Link,
Anton Schmitt,
Karl Schork.       
Alois Schwing