MuWa – der OdenWALD

Mit rund 150.000 Bewohnern ist der Odenwald eher dünn besiedelt. Gleichzeitig ist er – umgeben von pulsierenden Metropolen wie Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen, der Bergstraße, Darmstadt, Frankfurt, Aschaffenburg und Heilbron – ein beliebtes Naherholungsgebiet. Doch Klimawandel, Dürreperioden und Sturmereignisse setzen ihm zu und der Borkenkäfer findet in den Monokulturen beste Bedingungen. Wie eng Wald und Wohlstand zusammenhängen, zeigen die beiden Berichte. In der Eiszeit dominierte im Odenwald der Permafrost und erst am Ende der Eiszeit taute die obere Schicht auf und “die vom Schutt befreiten Felsen rutschten hangabwärts und sammelten sich im Talgrund zu einem Felsenmeer (bei Reichenbach oder am Krehberg, aber auch im Buntsandstein-Odenwald in der Katzenbuckel-Region).”

Nach dem Ende der Eiszeit war der Odenwald zunächst baumfrei – und erst nach und nach entwickelten sich die Wälder. Am Anfang waren sie noch licht, Pioniergewächse wie die Birke und die Kiefer dominierten und die sommergrünen, klimatisch anspruchsvolleren Laubbäume wie Buche und Eiche gesellten sich weit später dazu: 

“In einer warmen Zeitepoche von 5.500 bis 2.500 v. Chr. dehnten sich die Mischwälder aus Eichen, Linden, Ulmen und Eschen aus. Das dann folgende etwas kühlere und feuchtere Klima führte dazu, dass die Eichen sich auf die Ebenen zurückgezogen haben, während die Buchen heute ohne menschlichen Eingriff die am weitesten verbreiteten Bäume wären … (Waldgeschichte in Mitteleuropa)

Zumindest dem Kleinwild durften die Bauern überall nachstellen. Der Wald lieferte Brennstoffe, Holz für Werkzeuge, Wagen und Wohnung, sowie Baumrinde für die Gerbereien, er war Weidegrund für Rinder, vor allem für Schweineherden, die vorzugsweise in Eichen- und Buchenwäldern gemästet wurden” .

Das badische Innenministerium ordnete 1847 eine Untersuchung der Zustände in 36 Odenwaldgemeinden durch Gartenbaudirektor Metzger aus Heidelberg an. In seinem Bericht hielt er die erschreckende Bilanz der Bereisungen fest: “Die Waldkultur ist für den Odenwald ein sehr wichtiger Gegenstand, der den alten Odenwälder theils ernährte und in Wohlstand hielt … wo noch einigermaßen gut erhaltene Waldungen vorkommen wie in Rumpfen und Oberneudorf, sind jährliche Geldeinnahme ersichtlich und wo diese ruiniert sind, ist Armut und Lumperey wie in Langenelz, Wagenschwend, Laudenberg und vielen anderen Orten vorhanden.”

Und ein Jahr später schrieb das Großherzogliche Bezirksamt – not amused – an den Bürgermeister von Wagenschwend, Damm: “Die Sittenlosigkeit und Demoralisation hat in Wagenschwend einen so furchtbaren Grad erreicht, daß außerordentliche Maaßregeln ergriffen werden müssen, um diese Gemeinde von ihrem totalen Ruin zu retten.

Es wurde in letzter Zeit im diesseitigen und den benachbarten Ämtern Mosbach und Neudenau eine Masse von gefährlichen Diebstählen unter Umständen verübt, die auf eine wohlorganisierte Diebsbande schließen lassen, welche sich über den ganzen Odenwald verbreitet und wenn nicht alle Anzeichen trügen, ihren Hauptsitz gerade in Wagenschwend hat.”

Des Zapfenpflückers Ausrüstung: ein Jutesack, zwei starke Arme und gesunde Beine. Sein Erkennungszeichen: aufgeschrammte Ellenbogen, wunde Knie. Wer jung und stark genug war, robbte die Stämme hinauf auf die Bäume; wie die Affen tummelten sich Männer in den Wipfeln, 20, 30 Meter hoch. Irgendwann erfand ein schlauer Odenwälder Zeitgenosse Steigeisen für Zapfenpflücker, das machte die Sache etwas einfacher. Die Männer kletterten und holten säckeweise Zapfen von den Bäumen. https://landlebenblog.org/2015/12/20/auf-die-baeume-fertig-los/

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Interview mit dem Odenwaldes Forstexperten Prof. Dr. Hubert Speth, anlässlich unseres zweiten Livestreams, Mai 2023

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Vortrag von Prof. Dr. Hubert Speth über den unseren (Oden)wald, gestern, heute und morgen (YouTube)

Das Wattenbacher Haus, ein Forstmuseum in Preunschen: Immer einen Besuch wert!

Das um 1475 erbaute typische Wohn-Stall-Haus gilt als ältestes Odenwälder Bauernhaus und wurde vom Ursprungsstandort Watterbach nach Preunschen verlegt. Jahrhundertelang stand es am Orteingang von Watterbach, als der damalige Besitzer daneben ein neues Wohnhaus bauen wollte.

Das alte sollte abgerissen werden, und als man die Holzschindeln und den Verputz entfernte, entdeckte man die historische Ständerbauweise. Wegen der fast allseitigen Verschindelung war die klare und schöne Fachwerkkonstruktion und damit auch das hohe Alter bis dahin verborgen geblieben.

In seinem Inneren erzählt es anhand von seltenen historischen Objekten und Fotos nicht nur seine eigene Geschichte, sondern auch die Entwicklung des Forstes und die unterschiedliche Nutzung des Waldes seit dem Mittelalter.

Machen Sie sich ein Bild der verschiedensten Berufe, die neben Jagd und Holzernte im Wald ausgeübt wurden. Schauen Sie dem Zapfenpflücker bei der Arbeit zu, erinnern Sie sich an die Köhler, Glasmacher, Pottaschebrenner, Pechsieder und Schmierbrenner und erfahren Sie, wie auch Steinmetze und Taglöhner ihr Brot im Wald verdienten.

Die dichte Waldbestockung des Odenwaldes bedingte, dass die Wälder intensiv genutzt wurden und in weiten Teilen die Lebens- und Erwerbsgrundlage der Region darstellten. Die Nutzungen der Wälder umfassten Holzeinschlag zur Gewinnung von Bau- und Brennholz, Waldweide, Jagd. Als Form der Holzverarbeitung reihen sich Sägemühlen entlang der Gewässer.

Wie in allen am Main gelegenen Waldgebieten wurde auch im Odenwald Holzdrift und Flößerei betrieben. Doch war dieser Wirtschaftszweig im Vergleich mit den anderen waldreichen Mittelgebirgsregionen Bayerns eher gering ausgeprägt. Kulturlandschaftselemente dieses Wirtschaftszweiges finden sich in Form von Wehren und Floßteiche (3 Seen bei Erbach) noch teilweise verstreut über die Landschaft.

In der Holzverarbeitung hat auch die Holzspielwarenherstellung Bedeutung. Seit dem 19. Jh. wurden Kinderschubkarren aus Holz, Spielreifen, Holzeisenbahnen und andere Holzspielwaren hergestellt. Überregionale Bedeutung als Odenwälder Spielzeug erreichten das “Odenwälder Gäulchen” (ziehbares Holzpferd oder auch Schaukelpferd).

Bedingt durch das steile Relief, die vernässten Talräume und die eher schlechten Böden, verfügt der Odenwald über wenige landwirtschaftliche Nutzflächen.

Diese konzentrieren sich auf den wenigen nährstoffreichen Böden der teilweise lössbedeckten Hangbereiche sowie v. a. der Schwemmlandterrassen des Mains. Die wenigen Gunstflächen reichten jedoch kaum aus, selbst um die verhältnismäßig geringe Zahl der Bewohner des Odenwaldes ausreichend zu ernähren. Aus diesem Grund hatte sich im Odenwald eine landwirtschaftliche Nebennutzung der ausgedehnten Wälder entwickelt, die so genannte Hackwaldwirtschaft.

Dabei handelt es sich um eine Feld-Wald-Wechselwirtschaft, bei der der Wald parzellenweise abgeholzt wurde und die dadurch gewonnenen Freiflächen kurzzeitig als Ackerland bestellt wurden, bevor man die Parzelle wieder verwalden ließ.

Die entwaldeten Freiflächen wurden vor der Ackereinsaat zur Entkrautung auch abgebrannt und die anfallende Asche als Dünger verwendet. Der bis ins 19. Jh. betriebene Hackbau fand sein Hauptverbreitungsgebiet v. a. das Neckartal, doch fand diese Bewirtschaftungsform auch im Sandsteinodenwald (Region um Erbach und Michelstadt) häufig Anwendung. Der Hackbau und die darauf angebauten Kulturen (v. a. Roggen und Buchweizen) diente ausschließlich der Selbstversorgung.

Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt

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Einführung von Waldmeister BEN TÜXEN, M. Sc. Forst- und Holzwissenschaften (TUM)

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