MuWa – der dreigeteilte Odenwald – OK

Der Odenwald ist eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft, die zum größten Teil in Hessen liegt, zu einem kleinen Teil zu Bayern und etwa zu einem Drittel zu Baden-Württemberg gehört. In anderen Worten: Der Odenwald verbindet drei Bundesländer. Alle guten Dinge sind drei. Das gilt auch und insbesondere für den Odenwald.

Ob politisch, touristisch oder geologisch, ob Kristalliner Odenwald, Bundsandstein-Odenwald oder Kleiner Odenwald – immer wieder begegnet uns die heilige Odenwälder Dreifaltigkeit. Das macht den Odenwald weder für Touristen noch Museumsliebhaber, eigentlich für niemanden einfacher, aber so ist es nun einmal.

Wenn man sich für eine Ortschaft im Odenwald interessiert, kann man diese natürlich anschreiben, wird aber in der Regel an übergeordnete Tourismusverbände verwiesen. Sie gliedern sich entsprechend der Bundesländer Baden, Hessen und Bayern. Sie seien hier in Kürze vorgestellt:

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a) Hessischer Odenwald
Die Tourist-Information Nibelungenland hat ihren Sitz in Lorsch und beschränkt sich hauptsächlich auf den Landkreis Bergstraße, der vier Landschaften umfasst: Bergstraße, Odenwald, Ried und Neckartal. Außerdem firmiert der Verband für die touristischen Nibelungen- und Siegfriedstraßen quer durch den ganzen Odenwald.

Der Kur- und Touristikservice Lindenfels betreut Lindenfels, Lauter- und Modautal.

Das Buchungs- und Informationszentrum Reichelsheim ist für Reichelsheim, Gersprenz- und Fischbachtal zuständig.

Die Touristinformation und Kurverwaltung Gras-Ellenbach verwaltet Überwald und Weschnitztal.

Die Tourist-Information Bad König hat Bad König und das untere Mümlingtal auf dem Programm.

In der Mitte des Odenwaldkreises finden sich die TouristInformation Erbach, die Gästeinformation Michelstadt und die Touristinformation Mossautal.

Die Touristinformation Stadt Oberzent Verwaltungsstandort Beerfelden betreut das Beerfelder Land.

b) Badischer Odenwald
Die Touristikgemeinschaft Odenwald e.V. mit Sitz in Mosbach betreut das Neckartal, den Badischen Odenwald und das Bauland.

c) Bayerischer Odenwald
Das Informations- und Buchungszentrum Bayerischer Odenwald in Amorbach ist für Amorbach und die kleineren Gemeinden der Umgebung im südlichen Landkreis Miltenberg zuständig.

Der touristische Verein Churfranken in Miltenberg betreut Miltenberg und das fränkische Maintal von Bürgstadt bis Niedernberg, also zwischen dem Main-Tauber-Kreis im Osten und Aschaffenburg im Norden.

Gibt es einen touristisch ungeteilten Odenwald? 

Zur Zeit der Abfassung dieser Schrift gibt es nur eine übergreifende Tourismusorganisation für den ganzen Odenwald, die Odenwald Tourismus GmbH mit Sitz in Michelstadt.

Diese Gesellschaft gibt den gesamten Gebirgsraum abdeckende Schriften heraus, z.B. „Ausflugsziele“ oder eine „Erlebniskarte“. Allerdings führt sie nicht mehr die ursprüngliche Internetadresse (www.tourismus-odenwald.de), sondern www.bergstrasse-odenwald.de. 

Dies ist nach Auffassung des Autors missverständlich. weil jetzt zwei Landschaften im Titel stehen. Es hat vermutlich mit einer Angleichung an den „Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald“ mit Sitz in Lorsch zu tun. der als weitere touristische Adresse in Erscheinung tritt (https://www.geo-naturpark.net). Hier wird allerdings ein anderes Ziel verfolgt. Zwar steht der Odenwald im Mittelpunkt. durch die Hereinnahme weiterer geologischer Räume wird aber ein größerer Rahmen abgesteckt. Er umfasst außerdem das Ried in der Rheinebene. die Bergstraße. die Mes- seler Grube nordöstlich von Darmstadt und den Randbereich des Baulandes. z.B die Eberstadter Tropfsteinhöhle. Überdies ist die Südbegrenzung sonderbar. der Kleine Odenwald scheint weggelassen.

Zersplitterung durch Landkreise und Bundesländer

Der größte Teil des Odenwaldes rechnet heute zum Bundesland Hessen. Südliche Gebiete um den Neckar und Gebiete im Osten rechnen zum Badischen Odenwald in Baden-Württemberg. Ein kleinerer Bereich im Osten um Amorbach liegt in Unterfranken und damit im Freistaat Bayern. Der Odenwald wird demnach auch als Hessischer, Badischer und Fränkischer (Bayrischer) Odenwald bezeichnet.

Das Gebirge ist also politisch in drei Teile aufgeteilt, genau genommen sogar in vier, weil der heute noch Fränkischer Odenwald genannte Anteil wiederum von Bayern regiert wird. Dabei ist auch die alte Grafschaft Erbach fränkisch, liegt aber in Hessen.

Warum das Gebirge politisch so aufgesplittert ist, bedürfte einer genaueren historischen Analyse.9

Falls man wenigstens auf der niedrigeren Verwaltungsebene der Landkreise eine klare Konturierung des Gebirges zu finden hofft, so geht man leider auch in die Irre. Nur ein Landkreis liegt vollständig im Gebirge, es ist der Odenwaldkreis mit Sitz in Erbach (Kfz-Kennzeichen ERB).

Politisch betrachtet gibt es eine von Baden, eine von Hessen und nicht zuletzt eine von Bayern besetzte Zone. Zähneknirschend haben wir uns gefügt, doch daher kommt der trotzige Begriff Trizonesien für den Odenwald – was es historisch damit auf sich hat? Siehe unten!

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In der Mitte des Odenwaldes liegt der Odenwaldkreis mit Sitz in Erbach. Als einziger Landkreis liegt er vollständig in diesem Mittelgebirge. Andere Kreise umfassen daneben auch einen mehr oder weniger großen Anteil der den Odenwald umgebenden Landschaften. Im Westen des Odenwaldes liegt der Landkreis Bergstraße mit Sitz in Heppenheim, im Norden der Landkreis Darmstadt-Dieburg mit Sitz in Dieburg und DarmstadtKranichstein.

Im Nordwesten reicht ein Odenwald-Höhenzug bis in das Stadtgebiet von Darmstadt und im Nordosten erreicht der nördlichste Ausläufer des Gebirges das Gemeindegebiet von Großostheim im Landkreis Aschaffenburg.

Den Osten nimmt der Landkreis Miltenberg mit Sitz in Miltenberg ein, den Südosten der Neckar-Odenwald-Kreis mit Sitz in Mosbach und den Süden und Südwesten schließlich der Rhein-Neckar-Kreis mit Verwaltungssitz in Heidelberg.

Auch der Stadtkreis Heidelberg gehört teilweise zum Odenwald.

Einen besonderen Status hat im fernen Osten der Main-Tauber-Kreis mit Sitz in Tauberbischofsheim. Die dort im Dreieck Wertheim–Freudenberg–Külsheim liegende Wertheimer Hochfläche wird zwar naturräumlich als Teil des Spessart definiert, jedoch landläufig dem Odenwald zugerechnet, da sie links und südlich des Mains liegt. Nur in dieser landläufigen Auffassung hat der Main-Tauber-Kreis Anteil am Odenwald (Quelle: Wikipedia).

Zum Thema Bayern/Odenwald

Das Thema Bayern hat der Volksmund auf den Punkt gebracht, als er der Frankenhymne von Victor von Scheffel folgende Spottverse hinzugefügt hat:

7. Strophe:
O heil’ger Veit von Staffelstein,
beschütze deine Franken
und jag’ die Bayern aus dem Land!
Wir wollen’s ewig danken.
Wir wollen freie Franken sein
und nicht der Bayern Knechte.
O heil’ger Veit von Staffelstein,
wir fordern uns’re Rechte!

8. Strophe
Napoleon gab als Judaslohn –
ohn’ selbst es zu besitzen –
ganz Franken und die Königskron’
den bayrischen Komplizen.
Die haben fröhlich dann geklaut
uns Kunst, Kultur und Steuern,
und damit München aufgebaut.
Wir müssen sie bald feuern!

9. Strophe
Drum, heil’ger Veit von Staffelstein,
Du Retter aller Franken:
Bewahre uns vor Not und Pein,
weis’ Bayern in die Schranken!
Wir woll’n nicht mehr geduldig sein, denn nach zweihundert Jahren,
woll’n wir – es muss doch möglich sein
durch’s freie Franken fahren!

Die aktuelle Forschung unterteilt den kristallinen Odenwald „in drei durch Störungszonen voneinander getrennte Einheiten. Diese drei Einheiten wurden metamorph überprägt und tektonisch durch Dehnungen getrennt, so dass sie sich unabhängig weiterentwickelten.

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a) Böllsteiner Odenwald
Er liegt im Nordosten des Kristallinen Odenwalds um Böllstein herum bis zum Nordrand des Odenwaldes und besteht aus Granodiorit- und Granit-Gneisen, die von einer Schieferhülle umgeben sind. Die Gneise entstanden, als vor 410 Millionen Jahren Gesteinsschmelzen von unten in ältere Sedimente eindrangen, sie sind prävariskisch angelegt.

b) Frankenstein-Komplex
Dies ist der nördliche Teil des kristallinen Odenwalds um das Frankensteinmassiv mit dem Frankenstein 375 m herum, zwischen Seeheim, Darmstadt und dem Rand der Reinheimer Bucht. Hier liegen die ältesten magmatischen Gesteine des Odenwaldes, Gabbros und Diorite (beide dunkel), die vor 362 Millionen Jahren entstanden.

c) Bergsträßer Odenwald
Er umfasst den südwestlichen und größten Teil des kristallinen Odenwalds von der Bergstraße bis nach Heidelberg. Er besteht aus den Verbänden des Weschnitzplutons (grauer Granodiorit aus dem Unterkarbon vor 333-329 Millionen Jahren), des jüngeren Trommgranits (rötlicher Granit34 vor 320 Millionen Jahren) und des Heidelberger Granits (auch Unterkarbon: heller, porphyrartiger Granit mit eingeschobenen Inseln aus Gabbro, Schiefer, Ryolith und Tuffstein). Ry- olith wird als Baustein und Straßenschotter bei Weinheim, Schriesheim und Dossenheim abgebaut. Die Steinbrüche des vulkanischen, hellen Ryolith (früherer Name Quarzporphyr) sind von der Rheinebene aus sichtbar.

Die drei genannten Komplexe stecken zwischen noch älteren Altbeständen der Flasergranitoidzone (Schiefer und Gneise aus dem Unterkarbon), die von Heppenheim nordöstlich (variskische Streichrichtung) bis zur Otzberg-Störung streicht.

Von Ziegelhausen bis Heidelberg legte der Neckar, der hier durch den Buntsandstein fließt, in einem geologischen Fenster den Granitunterbau frei. „Auch im Schlossgraben (Heidelbergs) ist die Auflage des Sandsteins auf dem kristallinen Gestein zu sehen.“35 Auch um Neustadt im Mümlingtal und an Stellen im Ulfenbachtal, z.B. bei Heddesbach, kommt das Grundgebirge im Buntsandstein-Odenwald zum Vorschein.

Quelle: Der Odenwald ungeteilt und einzigartig. Geographische Analysen zu Abgrenzung, Entstehung, Großlandschaften, Limes, Talsystemen und Gewässernamen des Gebirges M.A. GERT HEINZ KUMPF

Der Trizonesien-Song, auch als “Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien” bekannt, ist ein von Karl Berbuer geschriebenes Karnevalslied. Es wurde über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt und übernahm teilweise die Funktion einer Nationalhymne in der Trizone, also der Besatzungszonen der drei Westalliierten. Das Stück wurde 1948 von Berbuer eingesungen und im Dezember auf Schallplatte veröffentlicht … Möglicherweise entstand der ironische Begriff „Trizonesien“ bereits nach der in den drei westlichen Besatzungszonen am 20. Juni 1948 eingeführten Währungsreform (Wikipedia).

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Drei Täler des Odenwaldes münden in den majestätischen Rhein,
vier Täler fliessen zum Main hin und sage uhd schreibe sieben Täler ergiessen sich in den Neckar. Diese vierzehn Flusssysteme bilden jeweils charakteristische Tal-Landschaften aus,
die unverwechselbar und einzigartig sind.