Im Keller
Wer so richtig tief in die Geschichte abtauchen will, der sollte sich bei uns im Museum mal ins Untergeschoß wagen, in den Keller! Aber Obacht!, Sie könnten da im (ehemaligen) Kittchen landen, in dem schon manch ein Unhold seinen Rausch ausschlafen musste, unter den strengen Augen eines Wachtmeisters. Das Kittchen ist heute unsere historische Schmiede. Und dann haben wir hier unten noch den alten Gewölbekeller, und eine Ausstellung zur Hauswirtschaft, bei der Ihnen vielleicht der Mund wässrig wird. Oder auch nicht. Auch das Odenwälder Handwerk in all seiner Vielfalt hat hier seinen ganz eigenen Platz – siehe auch Pflicht und Kür heimischer Küfer: die Apfelweinfässer!
“Uralte Apfelsorten, sonnige Wiesen und Menschen, die voller Herzblut und Leidenschaft alles für ihr Lieblingsobst tun – denn der Apfel gilt im Odenwald als Kulturgut. Und wer schon einmal herzhaft in einen frisch gepflückten Apfel gebissen hat, der weiß: Der Apfel wird hier völlig zu Recht verehrt. Mehrere Hundert Apfelsorten soll es im Odenwald geben – manchmal variieren sie von Ort zu Ort und ein paar Dörfer weiter kann die Lieblingssorte des Einen dem Anderen völlig unbekannt sein. Form, Schale, Kerngehäuse, jeder Apfel ist anders – und in ganz Deutschland gibt es über 4.000 verschiedene Sorten (Aus: MyOdenwald “Der König des Obsts – Kulturgut Apfel im Odenwald“):”
Was in keinem Keller fehlte: Moscht, das Odenwälder Nationalgetränk
Streuobstwiesen prägen unsere Landschaft, sind als immaterielles Kulturgut anerkannt, ökologische Hotspots für 50.000 verschiedene Tier- und Pflanzenartenund Wirtschaftsfaktor. Und sind dennoch bedroht. Und sie bedürfen der Pflege. Wir haben dem Herrn über zahlreiche Apfelbäume in Wagenschwend, Elmar Haaf, beim Obstbaumschnitt über die Schulter geschaut: Spannend! das zum Beispiel in einem Jahr
Das Thema „Apfel/Streuobst“ bildet im Limbacher Jubiläumsjahr einen roten Faden mit verschiedensten Aktionen und Veranstaltungen im Jahresverlauf. Obstbäume müssen gepflegt und regelmäßig geschnitten werden und Rainer Schmitt aus Wagenschwend ist einer, der weiß, was beim Baumschnitt zu tun ist. Er hat sich bereit erklärt, im Rahmen unseres Jubiläums sein Wissen in einem kleinen Schnittkurs zu teilen.
Mal 20 Kilo, mal vier Tonnen
“Man muss schon Liebhaber sein, um so etwas zu machen”, sagt schmunzelnd Elmar Haaf, den wir mit der Kamera beim Baumschnitt begleiteten. Bleibt er aus, bilden die jungen Bäume keine neuen Triebe und vergreisen. Elmar ist Herr über 30 Apfelbäume, die ersten pflanzte er Anfang der Neunziger in Wagenschwend. Es wurde inzwischen mehr als nur ein Hobby – und der Odenwald bräuchte dringend mehr so engagierte Baumschützer und -pfleger. Zweitausend Obstsorten sollen es im allein im Südwesten sein und über fünftausend Tier- und Pflanzenarten, die sich in den Streuobstwiesen wohlfühlen.
Im Film schneidet Elmar bei einem jungen Baum zunächst 3-4 Äste als Leitäste heraus, “was man bei jedem jungen Baum machen muss. Ältere Bäume dünne ich dann höchstens nur noch aus, um die Feuchtigkeit in der Krone zu reduzieren, was Krankheiten begünstigt – und damit junges Holz nachtreiben kann. Ab einer gewissen Höhe ist das aber fast schon ein Job für Baumkletterer, ich behelfe mir in der Regel mit verlängerten Sägen.”
Alte Apfelsorten sind zwar regional bestens angepasst, aber Klimaveränderung und mangelhafte Baumpflege setzen ihnen immer mehr zu. Dazu kommt der Befall durch Misteln, Sorge bereitet auch der Schwarze Rindenbrand, eine gefährliche Pilzkrankheit, die Ausbreitung von Blattläusen und natürlich der Rückgang bäuerlicher Betriebe. Dadurch verlieren Streuobstwiesen ihre Bedeutung zur Grünfuttergewinnung oder als Viehweide, Mäuse und Wühlmäuse verbreiten sich im hohen Gras und nagen an den Wurzeln …
Und wie bei allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen schwankt die Ernte erheblich, Elmar Haaf: “Letztes Jahr hatte ich einen Ertrag von etwa vier Tonnen, ein Jahr zuvor waren es wegen der Nässe und der gefrorenen Blüten nur 20, 30 Kilo!”
Man muss schon Liebhaber sein, um so etwas zu machen …