Die Schusterwerkstatt.

Es soll Leute geben, die kennen die Arbeit eines Schusters nur noch aus Erzählungen. Schusterwerkstätten gibt es kaum noch. Schuhe kaputt? Wegwerfen und neue kaufen!, so geht das heute. Dazu importieren wir 50 Millionen Paar Schuhe. Jahr für Jahr. Und “exportieren” sie nach Afrika. In unserer historischen Schuhmacherwerkstatt tauchen Sie noch einmal ein in die Zeiten, als Schuster nicht nur Schuhe reparierten, sondern vor allem neu anfertigten, allesamt nach Maß, versteht sich. Und das gleich um die Ecke.

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Auf Schusters Rappen unterwegs sein, bedeutet zu Fuß gehen oder zu wandern. Die meisten Schuster konnten früher eher schlecht als recht von ihrer Arbeit leben und sich kein eigenes Pferd leisten. So nutzten sie ihre Füße mit selbstgenähten Schuhen. Oder sie arbeiteten im Ort: drei Schuster gab es einst in Wagenschwend. Museumsdirektor Gerhard Schäfer hat es noch erlebt.

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Wie lief das früher? Im kleinen Wagenschwend arbeiteten Mitte des letzten Jahrhunderts noch drei Schuster. Wahrscheinlich als Nebenerwerbslandwirte und weitgehende Selbstversorger. Sie reparierten nicht nur Schuhe, sondern stellten sie auch her.

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Ein Film über Jakob Hermanns, den letzten Klompenmacher, der seinen Beruf als Meister in der dritten Generation 1976 aufgab. Ein fesselnder Film über die nicht ungefährliche Holzschuh-Herstellung. Insbesondere die Maschine von der Flensburger Firma Anthon & Söhne, die Hermann in den Dreissigern erwarb, hat mich fasziniert (Holzschuhmaschine, Masch.-Ind. Dt. Reich (1939) 359, von 1938 bis 1958 hergestellt). Eine mechanische Meisterleistung, die einiges aushalten musste und über dreissig Jahre funktionierte. Die Holzschuhmaschine steigerte die händische Produktion von maximal zehn auf 70-80 Schuhe täglich!

Ein paar Clicks weiter fand ich die Flensburger Firma Anthon & Söhne, nach mehr als 150 Jahren noch immer quicklebendig auf dem Markt. “Aus der 40 Quadratmeter großen mechanischen Werkstatt, die drei Anthon-Brüder 1865 in der Friesischen Straße gründeten, ist ein 35.000 Quadratmeter Fabrikgelände im Schäferweg geworden. Aus einem Handwerksbetrieb wurde ein international gefragter Anbieter für komplexe Hightech-Sägeanlagen.” Hier haben sie ihre Produktions- und Produktpalette über 150 Jahre hinweg filmisch dokumentiert. Das schnell wachsende Holz der Kanadapappel, ideal zur Herstellung von Holzschuhen, wurde selbst angepflanzt und geerntet. In Hochzeiten beschäftigte Hermann sieben Mitarbeiter, da kommen einige Festmeter zusammen. So entstand ein regionaler und nachhaltiger Kreislauf und interessanten Lieferketten. Auch wenn die Kopiermaschine einen Heidenlärm machte und ich weder Holzschuhe noch old school Wagenschwender Maßschuhe anhatte …