MuWa – Der steinreiche Odenwald

Mensch formt Stein, Stein formt Mensch. Und das seit Jahrtausenden. Auch im Odenwald, der aufgrund seiner Entstehung steinreich ist: Granit und Sandstein prägen die Landschaft, die Grenze verläuft im Überwald. Granitabbau kann bis in die Römerzeit zurück verfolgt werden, dazu war die einheimische Steinmetzindustrie erst um das Jahr 1900 mit dem Aufkommen der härteren Stahlwerkzeuge in der Lage. Zahlreiche (ausgestorbene) Berufe entwickelten sich rund um den Stein, einige davon können Sie hier studieren. Die Arbeit in den zahlreichen Steibrüchen war ein Knochenjob und wegen des Steinstaubes auch ausgesprochen gesundheitsschädlich. O-Ton: Steinbruch Dossenheim:

“Im Freien wurde wurde in den Sommermonaten ab 3 Uhr in der Nacht gearbeitet. In der Mittagssone war die schwere, körperliche Arbeit nicht möglich. Feierabend war um etwa 17 Uhr, wenn es Störungen gab auch später. Geregelte Arbeitszeit gab es nicht. Der Steinbruch wurde in der Regel erst dann verlassen, wenn sichergestellt war, dass die Arbeit am Folgetag störungsfrei aufgenommen werden konnte.” Aber nicht nur der Abbau war schwer, auch die Weiterverarbeitung erforderte jede Menge Kraft und Geschicklichkeit. Egal ob für Mühlsteine, Pflastersteine, Steinmetzarbeiten oder den Hausbau. Auch wenn heute Maschinen die schwere Arbeit erleichtern, das Handwerk, erfährt man, hat Vorteile.

Schleifsteinhauer

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Franz Wallner, 74 Jahre, arbeitet noch manchmal in dem einzigen betriebsfähigen Sandsteinbruch der Alpen, der durch die Feinheit des Materials für Schleifsteine geeignet ist. Nach Tagen harter Arbeit wird der Rundling mit Keilen von der tieferen Schicht abgesprengt und ins Tal geschafft. Dort kommt der schwere Rohling auf eine Drehbank, um seine endgültige glatte Form zu erhalten. Werkzeuge, die mit so einem Naturstein geschliffen werden, halten ihre Schärfe um ein Vielfaches besser.

Mühlsteine herstellen

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“Für das Mahlen von Vollkornmehl sind Mühlsteine aus Basaltlava am besten geeignet”, so ein Mühlenbauer, der von Kunstmühlsteinen wenig hält. Deren Bindemasse geht auf Kosten der Mahlfläche, während Basaltsteine das Korn zu einem sehr feinen, gleichmäßigen und recht kühlen Vollkornmehl verarbeiten. Zudem hält so ein Stein 100 Jahre. Doch es ist nicht das Geld, das Mühlenbauer bis heute zur Ausübung ihres Handwerks antreibt, sondern die Freude am Lebendighalten einer handwerklichen Tradition.

Schleifstein herstellen

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Aus dem Sandsteinbruch in der Südeifel werden Schleifsteine für die Eisenindustrie des Bergischen Landes gewonnen. Mit Schrothämmern, Keilen und Hebeisen lösen die Steinhauer die Blöcke aus dem Fels und bearbeiten die Flächen des Schleifsteins. Inzwischen vollständig ausgelagert und maschinell hergestellt, handelt sich auch hier um einen historischen Beruf, der im mitteleuropäischen Raum als ausgestorben betrachtet werden kann.

Mühlsteine schärfen

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Alle zwei Wochen musste früher ein Mühlstein nachgeschärft werden, was in der Regel ein Mühlknecht oder der Müller selbst erledigte. Keine leichte Aufgabe, den zentnerschweren Mühlstein zu bewegen und anschliessend mit Hammer und Meißel zu bearbeiten.

Die Beller Backofenbauer I

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Backöfen standen früher in jedem Dorf und das Backofenbauergewerbe war weit verbreitet. Im ersten Teil gewinnen die Backofenbauer die Tuffsteinblöcke durch Abkimmen, Loskeilen und Aufziehen mit dem Kran. Auf der Hütte werden die Blöcke abgeteilt und behauen

Die Beller Backofenbauer II

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Im zweiten Teil erfolgt der Aufbau des Ofens mit dem Zusammenfügen der Bodenplatte, dem Aufsetzen der Gewölbesteine und dem Einrichten des Rauchabzugs. Der einwöchige Ofenaufbau wird zu guter Letzt mit einem Probebrand abgeschlossen.

Museumsdirektor Gerhard Schäfer am Backofen des Museums, Vorbereitung zum Brotbacken

Bauen wie im Mittelalter

Experimentelle Archäologen studieren die Bauberufe des Mittelalters

Steinmaurer bei der Arbeit

Dem Steinmaurer auf der Ruine Ehrenberg über die Schulter geschaut

Auerbacher Marmor

Marmor aus dem Odenwald? Gab und gibt es: am Kirchberg bei Bensheim, bei Bierbach oder Höllerbach. Am bekanntesten ist der Auerbacher Marmor, er wurde bereits von den Römern (in einer Mainzer Bildhauereiwerkstatt) bearbeitet, im Trierer und im Mainzer Dom verbaut und im Heidelberger Schloss zieren fünf Säulen aus Auerbacher Marmor den Schlossbrunnen im Innenhof (siehe Bild links).

Der Auerbacher Marmor kommt in einem etwa zwei Kilometer langen Streifen vor. Das Vorkommen erreicht eine maximale Breite von 40 bis 45 m und ist teilweise lediglich 2 m mächtig. In dieses Marmorvorkommen wurden bis zu einer Tiefe von 140 m sieben Stollen gegraben. Auerbacher Marmor wurde in der Vergangenheit sowohl über Tage als auch unter Tage bis 1975 gewonnen (Wikipedia). Mehr über Geologie und Lage und im Mineralien- und Fossilienatlas.

Auerbacher Marmor ist verwitterungsbeständig, die Politur lässt leider unter den heutigen Umweltbedingungen wie bei allen Marmoren nach, die im Außenbereich verbaut werden. Er wurde als Werkstein für Bodenplatten, Treppen, Fensterbänke, Wandplatten, Grabmale, Bausteine und in der Bildhauerei verwendet.

Unser steinreiches Museum

Gerätschaften für den mühsahmen, eintönigen Job des Steineklopfers. Stehen unten in unserem Museum bei den Vitrinen mit den Mineralien aus aller Welt. Eine kuratierte Sammlung, die wir von der Gemeinde Waldbrunn bekamen.

Ein riesiger Ammonit liegt bei uns oben, im ersten Stock. Diese genial gestylten Tiere aus der Familie der Tintenfische überlebten vom Unterdevon (vor 417 Mio. Jahren) bis zum Ende der Kreide (vor 65 Mio). Ein echter Hingucker und Überlebenskünstler …

Eine Vitrine wird sich noch im Sommer mit den Steinen des Katzenbuckels, einem erloschenen Vulkan, beschäftigen. Die wissenschaftliche Begleitung dieses Projektes ist ebenso in Arbeit, wie das Begleitbuch und die soeziellen Forschungsutensilien … stay tuned!